Zunehmend seien Menschen auf sich allein gestellt; Individualisierung, berufliche Mobilität und digitale Kommunikation verstärkten diese Entwicklung, sagte Kretschmannam Dienstagabend in Stuttgart.
Der Ministerpräsident nannte es notwendig, lebendige und generationengerechte Quartiere, wohnortnahe kulturelle Angebote und das Engagement bei Sport und Musik als starke Quellen für Gemeinschaftsleben zu fördern. Die Kirchen seien dabei wichtige Impulsgeber. Sie machten auf die aufmerksam, die in ihrer Einsamkeit gefangen seien.
"Problem muss raus aus der Schamzone"
Auch die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) sieht Einsamkeit als "gesellschaftliches Problem, das uns alle angeht und raus aus der Schamzone muss". Die Politik müsse "dem Trend zur Vereinzelung eine stabile soziale Infrastruktur entgegensetzen".
Kretschmann und Aras sprachen beim Jahresempfang der beiden großen Kirchen im Neuen Schloss in Stuttgart. Die Veranstaltung mit mehr als 200 Gästen stand unter dem Leitwort "Ganz schön allein. Einsamkeit begegnen."
"Pandemie hat Einsamkeit verstärkt"
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst betonte, die Corona-Pandemie habe die Einsamkeit verstärkt. Für ihn ist es die Aufgabe von Christen, "Mitmenschen in ihrer Not wahrzunehmen und Gemeinschaft zu eröffnen".
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte, Christen lebten mit der Gewissheit, nicht allein zu sein. Es gelte, die Botschaft der Nächstenliebe weiterzutragen.
Den Jahresempfang der Kirchen veranstalten im Wechsel die beiden katholischen Bistümer und die zwei evangelischen Landeskirchen im Südwesten. Wegen der Pandemie fielen die Empfänge in den beiden vergangenen Jahren aus.