Kreuzweg für die Schöpfung geht von Lützerath nach Büchel

Kreuz mit anrührender Geschichte auf Pilgerreise

Mit einem "Kreuzweg für die Schöpfung" wollen Klimaaktivisten, Pazifisten und Atomkraftgegner an diesem Freitag für Klimaschutz und atomare Abrüstung demonstrieren. Start der Strecke ist die zu Erkelenz gehörende Ortschaft Holzweiler.

Gorlebener Kreuz (privat)
Gorlebener Kreuz / ( privat )

DOMRADIO.DE: Wie ist die Idee für diesen Kreuzweg entstanden?

Das Gorlebener Kreuz, in der Mitte Elisabeth Hafner-Reckers (privat)
Das Gorlebener Kreuz, in der Mitte Elisabeth Hafner-Reckers / ( privat )

Elisabeth Hafner-Reckers (Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg): Die Idee für den Kreuzweg nach Brüssel ist entstanden, nachdem das Gorlebener Kreuz aus Lützerath von der Polizei mitgenommen wurde und so geschützt worden ist, sodass die RWE-Bagger dieses Kreuz nicht zerstört haben. Aber das Kreuz soll ja weiter unsere gemeinsamen Ziele anmahnen. Und da kam dann die Idee auf, auch von den Menschen in Büchel, dass das Kreuz jetzt dahin kommt, wo die Atomwaffen sind, um auch dort gegen diesen atomaren Wahnsinn zu mahnen.

DOMRADIO.DE: Das Kreuz stand mal in der Eibenkapelle in Lützerath. Das ist eine ganz besondere Kapelle gewesen. Erzählen Sie noch mal, was hat es damit auf sich?

Elisabeth Hafner-Reckers

Das Wegkreuz war völlig zugewachsen.

Hafner-Reckers: Diese Kapelle ist wirklich sehr besonders. Und der evangelische Landesbischof Meister hier in Hannover hat damals gesagt, die Geschichte von dieser Eibenkapelle wäre für ihn so etwas wie ein kleiner Fingerzeig Gottes. Denn an dieser Stelle in Lützerath soll mal eine wirkliche Kapelle gestanden haben, die zu dem Hof gehört hat, der jetzt ja auch abgebaggert worden ist. Dann ist die Kapelle verschwunden und danach gab es nur noch ein Wegkreuz. Und niemand wusste mehr etwas von diesem Wegkreuz, weil es vollkommen zugewachsen war. Und als das bekannte Gorlebener Kreuz dann auf dem Weg von Gorleben nach Lützerath getragen worden ist, wussten wir immer noch nicht, wo das Kreuz hingestellt werden wird.

DOMRADIO.DE: Aber es wurde gefunden...

Hafner-Reckers: Ja, denn es hatte jemand gesagt: "Aber es gab damals ein Wegkreuz, irgendwo in Lützerath". Und dann haben die Leute sich auf den Weg gemacht und haben es gesucht und haben wirklich diese Stelle unter Eiben wieder freigeschnitten. Da gab es dann einen kleinen gepflasterten Platz mit einer Eisenumfassung, die war völlig unversehrt, aber das alte Kreuz war nicht mehr da. Da ist das Gorlebener Kreuz dann mit der Andacht und dem Gottesdienst nach dem Kreuzweg aufgestellt worden. Und das Berührende daran ist, es wurde ein Ort der Besinnung für alle.

DOMRADIO.DE: Es geht um das große gelbe Kreuz mit dem Namen "Gorlebener Kreuz", das Sie mit sich führen, bei diesem Kreuzweg. Dieses Kreuz hat eine ganz besondere Geschichte.

Ein Demonstrant trägt ein gelbes Kreuz bei einer Prozession von Klimaaktivisten vom Erkelenzer Ortsteil Keyenberg nach Lützerath / © Gordon Welters (KNA)
Ein Demonstrant trägt ein gelbes Kreuz bei einer Prozession von Klimaaktivisten vom Erkelenzer Ortsteil Keyenberg nach Lützerath / © Gordon Welters ( KNA )

Hafner-Reckers: Das ist eine sehr anrührende und bewegende Geschichte. Die geht weit zurück bis ins Jahr 1988. Damals gab es die Pläne für die Wiederaufbereitungsanlage für Atom in Wackersdorf, und es war klar, Gorleben wird das Endlager für Atommüll. Es haben sich immer Menschen gegen diese atomaren Pläne gewehrt. Dann kam die Idee, wir klagen es unter dem Kreuz Gott, dass wir uns gegen diese atomare Bedrohung zur Wehr setzen. Schließlich haben die Menschen ein Kreuz von Wackersdorf nach Gorleben getragen, in einem großen Kreuzweg. Dann ist das Kreuz hier nach zwei Monaten angekommen und wurde mit einer Andacht in Empfang genommen. Daraus hat sich dann das Gorleben-Gebet entwickelt. Und seit 1989 treffen sich Menschen jeden Sonntag um 14 Uhr im Wald unter den Kreuzen zu einem Gebet. So kam die Idee, dass wir noch mal einen Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath wagen, um auch hier die Verbindung der atomaren Bedrohung, der Bedrohung durch den Klimawandel und der unverantwortlichen weiteren Verfeuerung der Kohle zum Ausdruck bringen. Das Kreuz wurde hier in einer Andacht in Gorleben gesegnet und ist dann von uns vier Wochen lang durch die Republik bis nach Lützerath getragen und da wieder aufgestellt worden.

DOMRADIO.DE: Und dieser Kreuzweg findet bis zum 16. Juli statt. Was versprechen Sie sich davon?

Hafner-Reckers: Der Kreuzweg lädt zur Besinnung ein, der Kreuzweg lädt zur Entschleunigung ein, zu guten Gesprächen, zu einem anderen Nachdenken, zu einem Bewusstmachen, dass wir alle in einer schrecklichen Bedrohung leben.

Das Interview führte Tim Helssen.

Quelle:
epd