Die Nummer Zwei der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion (Alfejew), hat seine Landsleute mit drastischen Worten dazu aufgerufen, sich gegen Covid impfen zu lassen.
In seiner wöchentlichen TV Sendung "Kirche und Welt" sprach der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats von einer "Generalmobilmachung" gegen Corona. Vor einigen Tagen hatten die Behörden angekündigt, in Moskau müssten mindestens 60 Prozent der Angestellten in Dienstleistungsbetrieben geimpft werden.
Bislang Freiwilligkeit der Impfung
Die klare Positionierung des zweiten Mannes der russisch-orthodoxen Kirche nach Patriarch Kyrill kam für manche Beobachter überraschend; bislang hatte sich die Kirche immer für Freiwilligkeit mit Blick auf die Impfung ausgesprochen.
Neben dem Prinzip der Freiwilligkeit müsse auch das Prinzip der Verantwortung gegenüber anderen beachtet werden, führte der Metropolit aus. Eine Person, die sich nicht impfen lasse, füge nicht nur sich selbst, sondern auch anderen potenziell Schaden zu.
"Krieg gegen Corona"
Hilarion sprach von einem "Krieg" und bediente sich eines drastischen Vergleichs. Im Zweiten Weltkrieg, der in Russland als "Großer Vaterländischer Krieg" bezeichnet wird, habe es auch viele freiwillige Soldaten gegeben. "Aber wenn nur die Freiwilligen an die Front gegangen wären, hätten wir diesen Krieg nicht gewonnen, wir hätten ihn verloren. Um dieses Virus zu besiegen, müssen wir eine allgemeine Mobilmachung erklären", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Metropoliten.
"Leider hat noch niemand einen Impfstoff gegen Dummheit entwickelt", so Hilarion weiter. "Noch niemand hat ein Heilmittel gegen Egoismus geschaffen, und es gibt viele Menschen unter uns, die extrem verantwortungslos mit dem umgehen, was passiert."
In Russland sind nach Angaben des Moskauer Patriarchats bislang 167 orthodoxe Geistliche an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Seit Beginn der Pandemie seien 4.950 Priester und Ordensleute erkrankt.