Krise in Venezuela

 (DR)

Nach 17 Jahren "Karibik-Sozialismus" steht die Ölmacht Venezuela nahe am Abgrund. Wie konnte es dazu kommen?

Ölpreis: Inzwischen erholt sich der Erdölpreis wieder etwas - aber für das Land mit den größten Reserven der Welt hat der Absturz auf unter 30 Dollar je Barrel die Krise massiv verschärft. Ein Beispiel: Hatte Venezuela im Januar 2015 noch 850 Millionen Dollar eingenommen, waren es im Januar 2016 nur noch 77 Millionen. Dadurch können die teuren Sozialprogramme der Sozialisten kaum noch finanziert werden, ebenso wird es immer schwieriger, Güter aus dem Ausland einzuführen.

Inflation: Unternehmen fehlen wegen der staatlichen Geldpolitik Devisen wie Dollar, um Produkte aus dem Ausland bezahlen zu können. Der Bolívar ist wegen der weltweit höchsten Inflation quasi wertlos. Das Land ist von Lebensmittel- und Medizinimporten sehr stark abhängig, kann vieles aber nicht mehr bezahlen. Plünderungen und Schwarzmarkthandel nehmen überall zu.

Misswirtschaft: Durch den Mangel an Grundstoffen sinkt die Produktion rapide. Hinzu kommt, dass die hohe Inflation zu Minusgeschäften führt - der Staat legt sehr niedrige Preise fest, etwa für Mehl und Milch, die decken oft nicht mal mehr die Produktionskosten. Es kommt zu Rationierungen; die Nummer auf dem Ausweis entscheidet, an welchen Tagen in Supermärkten eingekauft werden darf. In Krankenhäusern fehlen Medikamente, teils bis hin zum Sauerstoff für Beatmungsgeräte.

Sozialisten vs. MUD: Bei der Parlamentswahl im Dezember siegte das Bündnis "Mesa de Unidad Democrática" (MUD) - Präsident Nicolás Maduro stemmt sich aber vehement gegen eine Abkehr vom Sozialismus-Projekt. Die Opposition will Maduro rasch per Referendum absetzen lassen. Er antwortet mit Dekreten, die ihm und dem Militär mehr Macht geben. Viele Beobachter fürchten, dass der Konflikt blutig enden könnte. (dpa/Stand 05.07.16)