Die Vorfälle seien ungeheuerlich, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagsausgabe). Sie kündigte für Dienstag ein Krisentreffen an. Es könne nicht sein, dass Besucher, die nach Köln kommen, Angst haben müssten, überfallen zu werden. "Wir können nicht tolerieren, dass hier ein rechtsfreier Raum entsteht."
Rund 60 Anzeigen nach Silvesternacht
Bei dem Krisentreffen werden dem Zeitungsbericht zufolge der Polizeipräsident, der leitende Polizeidirektor, ein Vertreter der Bundespolizei, der Kölner Stadtdirektor und der Leiter des städtischen Ordnungsamtes teilnehmen. In der Silvesternacht waren am Hauptbahnhof überwiegend Frauen von Gruppen junger Männer umringt, bedrängt, sexuell belästigt und bestohlen worden. Medienberichten zufolge gingen bislang rund 60 Anzeigen bei der Polizei ein.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) nannte die Vorfälle unerträglich und sprach von massiven Übergriffen einer mehr als 1.000 Personen umfassenden, stark alkoholisierten Menschenmenge in der Silvesternacht im unmittelbaren Umfeld des Hauptbahnhofs. Andere Feiernde und Reisende wurden aus der Menschenmenge heraus immer wieder mit Feuerwerkskörpern beschossen oder sogar massiv sexuell belästigt, wie die Gewerkschaft am Montag in Düsseldorf erklärte. Zudem sei es zu zahlreichen Fällen von Diebstahl beim "Antanzen" von Opfern gekommen.
Täter offenbar aus dem Nahem Osten und Nordafrika
Ein Großteil der Täter seien offenbar junge Heranwachsende aus nordafrikanischen Herkunftsländern und dem Nahen Osten gewesen, erklärte die GdP und berief sich auf polizeiliche Ermittlungen und Zeugenaussagen. Der Landesvorsitzende Arnold Plickert forderte, dass die Hintergründe der Tat rückhaltlos aufgeklärt und die Täter konsequent bestraft werden. "Wenn Frauen sexuell belästigt werden, ist das ein massiver Eingriff in ihre Grundrechte." Bei der Aufklärung der Übergriffe dürfe nichts verschwiegen werden, auch wenn das zu Ergebnissen führen sollte, die politisch unangenehm seien.
"Wenn es Flüchtlinge gibt, die ein Problem damit haben, sich in unsere offene Gesellschaft zu integrieren und die Freiheitsrechte anderer Menschen zu respektieren, müssen wir mit aller Härte des Gesetzes gegen sie vorgehen", erklärte Plickert. Aber ein Großteil der Menschen sei nach Deutschland gekommen, weil sie in ihren Herkunftsländern ihres Lebens nicht mehr sicher seien, sagte er und warnte davor, die nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge insgesamt als potenzielle Straftäter zu diffamieren.