Der Test, mit dem die Behinderung eines ungeborenen Kindes festgestellt werden kann, bedeute eine "Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen", sagte Bethel-Vorstandsvorsitzender Ulrich Pohl.
Es sei zu befürchten, "dass sehr viele Kinder mit Down-Syndrom gar nicht mehr zur Welt kommen", erklärte Pohl anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am Montag.
Bluttest wird Krankenkassenleistung
Mit dem nicht-invasiven Pränataltest können nach Angaben von Bethel neben Trisomie 21, dem Down-Syndrom, auch die selteneren und schwerwiegenderen Trisomien 13 und 18 festgestellt werden. Bisher mussten die Kosten für den Bluttest privat getragen werden - in Kürze solle er nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss im Gesundheitswesen von den Krankenkassen bezahlt werden.
Die Tests sollen im Einzelfall nach einer mit dem Arzt gefällten Entscheidung angewandt werden, oder wenn sich aus Untersuchungen der Hinweis auf eine Trisomie ergeben hat, wie Bethel erläuterte.
Bedrohung des Lebensrechts von Menschen mit Behinderungen
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen kritisieren die Einführung kostenloser Tests als "Bedrohung des Lebensrechts von Menschen mit Behinderungen". "Wenn Menschen mit Down-Syndrom zunehmend als vermeidbar wahrgenommen werden, setzt das Eltern unter Druck, sich für eine Abtreibung zu entscheiden", sagte Pohl. 90 Prozent aller Schwangeren entschieden sich für einen Abbruch, wenn sie erfahren, dass ihr Kind Trisomie 21 hat, so der Bethel-Chef.
In Dänemark kämen nach der Einführung kostenloser Tests nur noch halb so viele Kinder mit Down-Syndrom zur Welt.
Der Bluttest verbessere weder die medizinische Versorgung von Schwangeren noch liefere er Therapiemöglichkeiten für das ungeborene Kind, erklärte Pohl. Der Test verstoße auch gegen die die von Deutschland unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention, in der Vielfalt als Bereicherung betrachtet werde. "Wir wollen eine Gesellschaft, in der auch Menschen mit Behinderungen gut leben können", appellierte der Theologe.
In jeder Zelle ein Chromosom mehr als andere
Beim Down-Syndrom haben Menschen in jeder Zelle ein Chromosom mehr als andere. Das Chromosom 21 ist dreifach vorhanden, daher die Bezeichnung Trisomie 21. Folgen sind den Angaben zufolge körperliche Auffälligkeiten und eine verlangsamte motorische, geistige und sprachliche Entwicklung. Trisomie 13 und 18 führen zu überdurchschnittlich hoher Sterblichkeit der Kinder vor und kurz nach der Geburt.