Kritik an Einführung kostenloser Trisomie-Bluttests

Mahnungen zum Welt-Down-Syndrom-Tag

Gegen die Einführung kostenloser Trisomie-Bluttests für Schwangere haben sich die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel ausgesprochen. Sie mahnten anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages an diesem Montag zu mehr Vielfalt.

Eine Frau hält ein Kind mit Down-Syndrom auf dem Arm / © NDAB Creativity (shutterstock)
Eine Frau hält ein Kind mit Down-Syndrom auf dem Arm / © NDAB Creativity ( shutterstock )

Der Test, mit dem die Behinderung eines ungeborenen Kindes festgestellt werden kann, bedeute eine "Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen", sagte Bethel-Vorstandsvorsitzender Ulrich Pohl.

Es sei zu befürchten, "dass sehr viele Kinder mit Down-Syndrom gar nicht mehr zur Welt kommen", erklärte Pohl anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am Montag.

Bluttest wird Krankenkassenleistung

Mit dem nicht-invasiven Pränataltest können nach Angaben von Bethel neben Trisomie 21, dem Down-Syndrom, auch die selteneren und schwerwiegenderen Trisomien 13 und 18 festgestellt werden. Bisher mussten die Kosten für den Bluttest privat getragen werden - in Kürze solle er nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss im Gesundheitswesen von den Krankenkassen bezahlt werden.

Reagenzgläser im Labor / © LookerStudio (shutterstock)
Reagenzgläser im Labor / © LookerStudio ( shutterstock )

Die Tests sollen im Einzelfall nach einer mit dem Arzt gefällten Entscheidung angewandt werden, oder wenn sich aus Untersuchungen der Hinweis auf eine Trisomie ergeben hat, wie Bethel erläuterte.

Bedrohung des Lebensrechts von Menschen mit Behinderungen

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen kritisieren die Einführung kostenloser Tests als "Bedrohung des Lebensrechts von Menschen mit Behinderungen". "Wenn Menschen mit Down-Syndrom zunehmend als vermeidbar wahrgenommen werden, setzt das Eltern unter Druck, sich für eine Abtreibung zu entscheiden", sagte Pohl. 90 Prozent aller Schwangeren entschieden sich für einen Abbruch, wenn sie erfahren, dass ihr Kind Trisomie 21 hat, so der Bethel-Chef.

In Dänemark kämen nach der Einführung kostenloser Tests nur noch halb so viele Kinder mit Down-Syndrom zur Welt.

Junge mit Down-Syndrom / © Christoph Schmidt (dpa)
Junge mit Down-Syndrom / © Christoph Schmidt ( dpa )

Der Bluttest verbessere weder die medizinische Versorgung von Schwangeren noch liefere er Therapiemöglichkeiten für das ungeborene Kind, erklärte Pohl. Der Test verstoße auch gegen die die von Deutschland unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention, in der Vielfalt als Bereicherung betrachtet werde. "Wir wollen eine Gesellschaft, in der auch Menschen mit Behinderungen gut leben können", appellierte der Theologe.

In jeder Zelle ein Chromosom mehr als andere

Beim Down-Syndrom haben Menschen in jeder Zelle ein Chromosom mehr als andere. Das Chromosom 21 ist dreifach vorhanden, daher die Bezeichnung Trisomie 21. Folgen sind den Angaben zufolge körperliche Auffälligkeiten und eine verlangsamte motorische, geistige und sprachliche Entwicklung. Trisomie 13 und 18 führen zu überdurchschnittlich hoher Sterblichkeit der Kinder vor und kurz nach der Geburt.

Welt-Down-Syndrom-Tag / Down-Syndrom

Der Welt-Down-Syndrom-Tag wurde erstmals 2006 am 21. März begangen, seit 2012 steht er offiziell im Kalender der Vereinten Nationen. Im Rahmen des UN-Aktionsplans für nachhaltige Entwicklung soll bis 2030 die Chancengleichheit in allen Lebensbereichen verwirklicht sein. Der 21. Tag im dritten Monat wurde ausgewählt mit Blick auf die Entstehung des Downsyndroms: Bei den Betroffenen ist das Chromosom 21 dreifach vorhanden und nicht wie üblich doppelt. Sie haben also in jeder Zelle ein Chromosom mehr als andere Menschen, nämlich 47 statt 46.

Junge mit Down-Syndrom (dpa)
Junge mit Down-Syndrom / ( dpa )
Quelle:
epd