Künftig neun deutsche Kardinäle

9 von 214

Deutschland stellt künftig 9 von 214 Kardinälen der katholischen Kirche. Papst Benedikt XVI. nominierte am Freitag den Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki (55) und den Jesuiten Karl Josef Becker (83) zu neuen Mitgliedern des Kardinalskollegiums.
Zugleich kündigte das Kirchenoberhaupt für den 18. Februar ein Konsistorium an, bei dem er insgesamt 22 neue Kardinäle kreieren wird.

 (DR)

Die Zahl der Purpurträger, die das wichtigste Beratergremium des Papstes bilden, erhöht sich damit auf 214, von denen zum Zeitpunkt des Konsistoriums 125 unter 80 Jahre alt und damit zur Teilnahme an einer Papstwahl berechtigt sein werden. Aus Deutschland stammen derzeit die Kardinäle Paul Josef Cordes, Walter Kasper, Karl Lehmann, Joachim Meisner, Friedrich Wetter, Reinhard Marx und Walter Brandmüller.



Der frühere Kölner Weihbischof Woelki steht seit vergangenem August an der Spitze des Hauptstadtbistums. Er wurde 1956 in Köln geboren und studierte in Bonn und Freiburg Theologie. Kardinal Joseph Höffner weihte ihn 1985 zum Priester. Fünf Jahre später ernannte ihn Kardinal Joachim Meisner zu seinem Geheimsekretär. 2000 wurde Woelki an der "Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz" in Rom, die von der Gemeinschaft Opus Dei geleitet wird, mit einer Arbeit zur Bedeutung der Gemeinde im Gefüge der Kirche promoviert. Die Deutsche Bischofskonferenz wählte ihn im Herbst zu ihrem Caritas-Bischof, der in besonderer Weise für soziale Fragen zuständig ist.



Die Berufung des aus Köln stammenden Jesuitenpaters Becker ins Kardinalskollegium gilt als große Überraschung. Der emeritierte Dogmatikprofessor der päpstlichen Universität Gregoriana zählt zu den vier kirchlichen Würdenträgern, denen Benedikt XVI. aufgrund ihrer besonderen Verdienste den Kardinalspurpur verleiht. Die Wertschätzung, die der Papst dem langjährigen Berater der Glaubenskongregation entgegenbringt, zeigte sich in seiner Berufung in die Expertenkommission für die Gesprächsrunde mit der traditionalistischen Piusbruderschaft. Becker hat sich als Hochschullehrer auch mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil

(1962-1965) beschäftigt und dessen Kontinuität zur kirchlichen Tradition hervorgehoben.



Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gratulierte den beiden deutschen Kardinälen. Dass der Papst Woelki schon so kurz nach seiner Ernennung zum Berliner Erzbischof zum Kardinal berufe, zeuge von großer Wertschätzung, so der Freiburger Erzbischof. Woelki habe in kurzer Zeit das Vertrauen der Katholiken, aber auch vieler Vertreter von Politik und Gesellschaft in der Hauptstadt erworben.



Beckers Ernennung zum Kardinal würdigt nach den Worten von Zollitsch ein "jahrzehntelanges theologisches Wirken" und eine wissenschaftliche Arbeit, die sich auch mit dem wegweisenden Konzil von Trient zwischen 1545 und 1563 befasst habe. Mit dieser Versammlung hatte die katholische Kirche auf die Forderungen und Lehren der Reformation reagiert.



Woelki selber erklärte, der Papst würdige mit seiner Ernennung auch die Bedeutung Berlins als deutscher Hauptstadt und als Sitz der Bundesregierung. Zugleich sei die Berufung "eine Ermutigung für alle Katholiken, die in der Diaspora leben".