Appell von Religionen und Wissenschaft vor dem Klimagipfel

"Künftige Generationen werden uns nie verzeihen"

In einem gemeinsamen Appell fordern Religionsführer und Wissenschaftler stärkere Anstrengungen gegen den Klimawandel. Einige Auszüge des gemeinsamen Aufrufs "Faith and Science: Auf dem Weg zur COP26" lesen Sie hier.

Papst Franziskus spricht während eines Treffens von Religionsvertretern und Wissenschaftlern / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus spricht während eines Treffens von Religionsvertretern und Wissenschaftlern / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Erstmals gehen Vertreter nahezu aller Religionen dazu eine gemeinsame moralische Verpflichtung ein. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) veröffentlicht Auszüge des gemeinsamen Aufrufs "Faith and Science: Auf dem Weg zur COP26", der am Montag im Vatikan unterzeichnet und präsentiert wurde, in eigener Übersetzung.

"Heute, nach einem monatelangen Dialog zwischen Religionsführern und Wissenschaftlern, kommen wir zusammen, um gemeinsam auf die beispiellosen Herausforderungen aufmerksam zu machen, die unser schönes gemeinsames Haus bedrohen. Unsere Religionen und Spiritualitäten lehren uns die Pflicht, für die menschliche Familie und die Umwelt, in der sie lebt, zu sorgen. (...)

Wir sind Hüter der natürlichen Umwelt mit der Berufung, sie für künftige Generationen zu bewahren, und der moralischen Verpflichtung, an der Heilung des Planeten mitzuwirken. Wir müssen diese Herausforderungen mit dem Wissen der Wissenschaft und der Weisheit der Religion angehen. Wir müssen um der gesamten Menschheit willen langfristig denken. (...)

Wir brauchen einen Rahmen von Hoffnung und Mut. Aber wir müssen auch die Sicht von Entwicklung ändern. Der Klimawandel ist eine ernste Bedrohung. Wir setzen uns für gemeinsame, aber differenzierte Klimaschutzmaßnahmen auf allen Ebenen ein. Die Welt ist aufgerufen, so bald wie möglich Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wobei die wohlhabenderen Länder bei der Reduzierung ihrer eigenen Emissionen und der Finanzierung von Emissionsreduzierungen in den ärmeren Ländern die Führung übernehmen sollten.

Alle Regierungen müssen einen Weg einschlagen, der den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzt. Wir bitten die Länder mit der größten Verantwortung und den größten Kapazitäten, gefährdete Länder finanziell zu unterstützen und neue Ziele zu vereinbaren, um sie in die Lage zu versetzen, klimaresistent zu werden, sich an den Klimawandel anzupassen und ihm zu begegnen.

Den Rechten indigener Völker und lokaler Gemeinschaften muss besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wir appellieren an die Regierungen, (...) internationale Zusammenarbeit zu verstärken, um den Übergang zu sauberer Energie zu fördern, nachhaltige Landnutzung einzuführen, die Lebensmittelsysteme so umzugestalten, dass sie umweltfreundlich sind und die lokalen Kulturen respektieren (...)

Wir rufen Finanzinstitute, Banken und Investoren zu einer verantwortungsvollen Finanzierung auf (...)

Wir unterstreichen unsererseits (...): - unsere Bemühungen zu vertiefen, um bei den Angehörigen unserer Traditionen einen Sinneswandel in der Art und Weise herbeizuführen, wie wir mit der Erde und anderen Menschen umgehen; - unsere Bildungs- und Kultureinrichtungen zu ermutigen, ganzheitliche ökologische Erziehung zu stärken und ihr Vorrang einzuräumen; - aktive Teilnahme am öffentlichen Diskurs über Umweltfragen (...) - (...) Bedeutung der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen; - unsere Gemeinschaften zu ermutigen, einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen; - uns zu bemühen, unsere Finanzinvestitionen an ökologisch und sozial verantwortlichen Standards auszurichten; - die Waren, die wir kaufen, und Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen, mit demselben ethischen Blickwinkel zu bewerten.

Künftige Generationen werden uns nie verzeihen, wenn wir es versäumen, unsere gemeinsame Heimat zu schützen. Wir haben einen Garten geerbt: Wir dürfen unseren Kindern keine Wüste hinterlassen.

Wissenschaftler haben uns gewarnt, dass uns vielleicht nur noch ein Jahrzehnt bleibt, um den Planeten zu sanieren. Wir appellieren an die auf der COP26 versammelte internationale Gemeinschaft, rasch verantwortungsvolle und gemeinsame Maßnahmen zu ergreifen, um unsere verwundete Menschheit und das uns anvertraute Haus zu schützen, wiederherzustellen und zu heilen. Wir appellieren an alle, sich uns auf diesem gemeinsamen Weg anzuschließen."


Quelle:
KNA