Rodrigo Duterte ist ein Mann der direkten, rüden, oft vulgären Sprache. Papst Franziskus bezeichnete er vor einigen Monaten als "Hurensohn". In die gleiche Kategorie fallen für Duterte jene philippinischen Bischöfe, die "sich auf Kosten der Armen bereichern". Wörtlich rief Duterte in einem Interview nach seiner Wahl zum Präsidenten des südostasiatischen Landes Anfang Mai den Bischöfen zu: "Ihr Hurensöhne, schämt ihr euch nicht?"
Schon diese Wortwahl macht ein entspanntes Verhältnis zwischen dem Neuen im Präsidentenpalast Malacanang und den Kirchenfürsten in den alten historischen Palästen der spanischen Kolonialmacht in Manilas historischer Altstadt Intramuros kaum vorstellbar.
Auch das Privatleben Dutertes bietet keine vertrauensbildende Basis. Seine Ehe mit der deutsch-amerikanischen Stewardess Elizabeth Zimmermann, mit der er drei Kinder hat, wurde annulliert. Mit seiner Lebenspartnerin Honeylet Avancena hat der 71-Jährige eine zwölfjährige Tochter. Zudem prahlt er gerne mit seiner Männlichkeit, mit der er als bekennender Frauenheld die Damenwelt beglücke.
Kein besonderers Verhältnis zur Religion
Von Religion hält Duterte, der laut einer bisher nicht belegten Aussage als Student der Ateneo Universität der Jesuiten in Davao von einem Pater sexuell missbraucht worden sein soll, nicht viel. In einer Wahlkampfrede vor Unternehmern bekannte er fröhlich: "Würde ich die Zehn Gebote befolgen oder auf die Priester hören, hätte ich als Bürgermeister nichts zuwege gebracht."
Wahlkampfgetöse? Mitnichten. Der sich selbst als politisch links einstufende Duterte will als Präsident genau das tun, was er in seinen 20 Jahren als Bürgermeister von Davao getan hat: mit Todesschwadronen Kriminellen kurzen Prozess machen, mit der Korruption aufräumen, die Verwaltung auf Vordermann bringen. Die Methoden des "Dirty Duterte" rangierten in der Vergangenheit meist zwischen zweifelhaft und illegal, waren aber erfolgreich - was ihm selbst seine zahlreiche Kritiker zugestehen.
Die Botschaft der Duterte-Wähler ist deutlich: sie wollen "Change", sehnen sich nach einem Ende von Korruption, Kriminalität und der Raffgier der alles beherrschenden Familienclans. Wenn das nur mit gesetzlosen Methoden erreicht werden kann, selbst wenn es dafür - wie von Duterte im Wahlkampf angedroht - einer Diktatur bedarf, dann ist das eben so.
Davao liegt auf Mindanao, einer großen Insel mit noch größeren Konflikten. Seit Jahrzehnten kämpfen muslimische Milizen für Autonomie; islamistische Terrororganisationen verbreiten Angst und Schrecken; Bergbau- und Plantagenmultis vertreiben mit Hilfe von Armee und Polizei die Lumad, die Ureinwohner; die Guerilla der Kommunistischen Partei der Philippinen kämpft mit Waffengewalt für ihre Vision einer gerechten Gesellschaft.
Keine der Regierungen der Philippinen der vergangenen Jahrzehnte war in der Lage oder willens, die Konflikte auf Mindanao zu beenden. Wie sehr die Menschen vor Ort sich aber nach Ruhe und Frieden sehnen, zeigte das Wahlergebnis vom 9. Mai: Mindanao stimmte fast geschlossen für den Volkshelden aus Davao.
Gemeinsame Themen Frieden und Gerechtigkeit
Frieden und Gerechtigkeit - bei diesen Themen sind sich die Christen auf Mindanao und Duterte nahe. Katholische Orden und Laienorganisationen gehören im Verein mit Gewerkschaften, Sozialisten und Kommunisten zu den Wortführern für die Rechte der Lumad, der Muslime und für die Menschenrechte.
Der politische Analyst Carlo F. de Leon schrieb jüngst in der "Manila Times" in einem Kommentar zur Wahl Duertes: "...sein ausgeprägter Sinn für soziale Gerechtigkeit verbindet Duterte mit den Lehren der Kirche. Obwohl er den Eindruck vermittelt, dass er gegen die Kirchenlehre ist, setzt er in Wirklichkeit soziale Gerechtigkeit besser durch als alle Politiker, die ich in meinem Leben erlebt habe."
Aber es gibt auch jene Punkte, bei denen Duterte und die Bischöfe unüberbrückbare Gräben trennen. Duterte will nach seiner Amtseinführung am 30. Juni Scheidungen legalisieren, die Todesstrafe einführen und das Bevölkerungswachstum bremsen. Drei Kinder pro Familie - mehr sollen nicht erlaubt sein. Der Machtkampf zwischen Kirche und Präsident wird spannend.