In einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der spanischen Zeitung "ABC" sagte der argentinische Erzbischof Victor Fernandez, er sei überzeugt, dass man die kirchliche Lehre den Menschen nicht "wie Felsbrocken" aufzwingen dürfe.
Deshalb werde er dem Glaubensdikasterium eine "andere Färbung" geben, erklärte Fernandez. Dies sei auch deshalb unvermeidlich, weil er der erste Lateinamerikaner auf diesem Posten sei.
Respekt statt Zwang
Papst Franziskus habe ihn aufgerufen, darauf zu achten, dass man niemandem die Wahrheit aufzwingen solle. Die Glaubensbehörde töte und foltere heute zwar niemanden mehr, aber es könne immer noch sein, dass sie in der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen nicht den nötigen Respekt vor dem anderen zeige oder ihn schlecht behandle. Der Papst haben ihn aufgerufen, darauf zu achten.
Zudem habe Franziskus ihm anvertraut, dass ein tieferes Verstehen des Glaubens der beste Weg sei, die Glaubenslehre zu bewahren, dies sei besser als die Anwendung von Kontrollmechanismen. Nun müsse man darüber nachdenken, wie das konkret umzusetzen sei, man müsse die angemessenen Kommunikationswege definieren. Darüber wolle er innerhalb der Behörde sprechen.
Der katholischen Soziallehre verpflichtet
Fernandez berichtete, er habe sich bereits vor einiger Zeit mit seinem noch amtierenden Vorgänger, dem spanischen Kardinal Luis Ladaria, ausgetauscht. Dieser habe ihm einige wichtige Details über das Dikasterium erklärt. Später werde er auch seinen Vorvorgänger, den deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller, um ein Gespräch bitten.
Über den langjährigen Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI. (2005-2013), sagte Fernandez, er bewundere die Qualität und die Schönheit seiner theologischen Argumentation. Papst Franziskus habe andere Fähigkeiten, die Dinge zum Ausdruck zu bringen. Es sei ein Geniestreich des Heiligen Geistes gewesen, der Kirche diese beiden Päpste zu schenken.
Über sich selbst sagte Fernandez, er sei weder konservativ noch liberal, wolle aber auch kein "Extremist der Mitte" sein. Wegen seines festen Standpunktes gegen die Abtreibung sei er oft kritisiert worden. Auf der anderen Seite sei er sehr der katholischen Soziallehre verpflichtet. Und er übernehme die Aufforderung von Papst Franziskus, stets auf die Vorbedingungen im Leben der Menschen zu achten und sie nicht durch harte Urteile leiden zu lassen.