DOMRADIO.DE: Was genau haben Sie mit der Kunstinstallation gemacht, die noch bis zum 6. August vor dem Kölner Dom stehen soll?
Dennis Josef Meseg (Bildhauer und Aktionskünstler aus Wesseling): Man sieht 333 Kinderschaufenster-Figuren, die in weißes und purpurnes Flatterband gewickelt sind. Das ist zum einen Weiß, die Farbe, die die Unschuld symbolisieren soll und das ist Purpur, die Farbe, die in der katholischen Kirche für die Buße steht.
DOMRADIO.DE: Die Kinder zeigen mit dem Finger auf den Kölner Dom.
Meseg: Es geht um die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche. Es wird nicht die katholische Kirche an sich kritisiert, sondern der Umgang mit Tätern und Opfern, was man ja auch gerade in dem Fall mit Kardinal Woelki sieht.
DOMRADIO.DE: Wieso ist es Ihnen wichtig, dass nicht die katholische Kirche an sich kritisiert wird?
Meseg: Es ist ja nicht die katholische Kirche, die die Kinder missbraucht, sondern es sind einzelne Priester, die den Ruf der kompletten Kirche runterziehen. Es geht darum, wie mit Opfern und Tätern umgegangen wird. Es gibt jetzt das erste Urteil, mit dem ein Opfer 300.000 Euro zugesprochen bekommen hat. Da wird angemessen mit den Opfern umgegangen. Allerdings müssen auch die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
Den Opfern von Missbrauch muss Gehör geschenkt werden. Ich glaube, dass es das Ganze noch viel schlimmer macht, wenn man sich nicht ernst genommen fühlt und die Problematik einfach unter den Teppich gekehrt wird, als wäre nichts gewesen. Teilweise ist von den Menschen das komplette Leben zerstört.
DOMRADIO.DE: Warum glauben Sie, dass ihre Kunstinstallation auf der Domplatte etwas ändern kann?
Meseg: Ich hoffe, dass die Opfer sich gesehen fühlen, dass sie merken, dass sie nicht vergessen sind. Vor allen Dingen finde ich es wichtig, dieses Thema offen zu halten, dass wirklich etwas getan wird.
Das Thema wird von den Medien ja gerne hochgekocht. Dann tut die Kirche so, als würde sie was ändern wollen. Aber sobald das Medieninteresse wieder weg ist, ist auch scheinbar das Interesse der Kirche weg, einen anderen Umgang mit Opfern und Tätern zu pflegen.
Das Interview führte Michelle Olion.