Kurdische Gemeinden: Wut und Trauer über Gewalttat von Hanau

 (DR)

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Mehmet Tanriverdi, hat nach der Bluttat von Hanau gefordert, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich in Deutschland sicher fühlen müssen. "Rechtsextremismus und Rassismus ist eine Krankheit", sagte er am Donnerstag an einem der Tatorte in der Hanauer Innenstadt. Fünf der Opfer hätten kurdische Wurzeln. "Sie sind deutsche Staatsangehörige", sagte er.

"In der deutschen Gesellschaft unterstützen 20 Prozent der Wähler solche Tendenzen, die haben Vorurteile (gegen Migranten oder Muslime). So etwas kann überall passieren", sagte Tanriverdi. Dennoch betonte er: "Wir sollten keine Angst haben. Wir sollten uns aufrecht äußern, auf die Straße gehen und Farbe bekennen, mit der Mehrheit unserer Mitbürger."

Laut der KGD leben in der Region Hanau 6000 bis 7000 Menschen mit kurdischen Wurzeln. Die tödlichen Schüssen fielen unter anderem in einer Shisha-Bar. Diese Bars würden oft von Menschen kurdischer Abstammung betrieben, hatte Tanriverdi zuvor einer Mitteilung zufolge gesagt.

Der Dachverband Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland sprach von Trauer und Wut. «Traurig sind wir, weil unsere Gedanken nach der gestrigen Nacht bei den Angehörigen der Opfer des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau sind», sagte ein Sprecher. Wütend sei man, weil die politischen Verantwortlichen in diesem Land sich rechten Netzwerken und Rechtsterrorismus nicht entschieden entgegenstellten. Die politische Rhetorik der AfD und ihre Verharmlosung bereiteten den Nährboden für den rechten Terror.

Bei dem Gewaltverbrechen am Mittwochabend hatte ein Mann zehn Menschen getötet. Noch in der Nacht übernahm der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen Terrorverdachts. (dpa/20.02.2020)