KNA: Herr Beck, was war ihre Motivation, das Amt als Chef des Kuratoriums der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer zu übernehmen?
Kurt Beck (Chef der Stiftung Kaiserdom zu Speyer): Eine wirklich tiefgehende emotionale Bindung zum Dom. Als sakrales Bauwerk hat er eine herausragende Bedeutung. Und dem Kuratorium gehöre ich bereits seit 1999 an.
KNA: Welche persönlichen Erfahrungen verbinden Sie mit der Kirche?
Beck: Ich bin in der Pfalz geboren. Immer wieder haben meine Eltern mit mir Speyer besucht. Als Höhepunkt sind wir dann zusammen in den Dom gegangen. Über die Jahre ist so eine starke Bindung entstanden.
KNA: Hat Sie die Anfrage überrascht, künftig das öffentliche Gesicht der Stiftung zu sein?
Beck: Ja. Ich hatte nicht über eine solche Rolle nachgedacht, obwohl natürlich klar war, dass nach dem Tod Helmut Kohls das Amt neu besetzt werden muss. Als mich Bischof Karl-Heinz Wiesemann angerufen und gefragt hat, habe ich aber gerne Ja gesagt - obwohl ich meiner Frau eigentlich zugesagt hatte, keine weiteren Ehrenämter zu übernehmen.
KNA: Wie sehen Sie die Aufgabe und Leistungskraft der Stiftung?
Beck: Die Stiftung muss sich als unterstützende Institution verstehen. Klar ist: Hausherr ist das Domkapitel. Wir müssen uns einordnen in einem Haus, das in erster Linie sakralen Zwecken dient. In zweiter Linie steht die kulturhistorische Bedeutung des Doms.
Daraus leitet sich eine hohe Verantwortung der gesamten Gesellschaft ab, diese Kirche zu erhalten. Mit großem Respekt sehen wir zum Dombauverein, der mit beachtlichem Aufwand und Erfolg arbeitet. Wir werden uns nicht durch Abgrenzung zu profilieren versuchen. Es wird immer genug Spielräume für Eigenes geben.
Aufgabe der Gremien der Stiftung ist es in erster Linie, über die Stadt und den engeren Raum hinaus materielle Hilfe für die dauerhafte Erhaltung zu gewinnen und Aufmerksamkeit für den Dom zu wecken - denn ohne Aufmerksamkeit ist es schwer, Spenden zu sammeln und die Öffentlichkeit zu interessieren. Als Stiftung haben wir eine dienende und helfende Funktion.
KNA: Wie sieht es finanziell aus?
Beck: Unsere materielle Basis ist gut. Wir haben rund fünf Millionen Euro Kapital; vier Fünftel davon sind Stiftungskapital. Wobei es in dieser Niedrigzinsphase natürlich für jede Stiftung schwer ist, Erträge zu erwirtschaften. Aber Jammerei hilft nicht. Wir versuchen, auch mit kleinen Erträgen etwa zu schaffen.
KNA: Wollen Sie Dinge anders machen als Helmut Kohl?
Beck: Helmut Kohl hat sich große Verdienste um den Dom erworben. Ich werde versuchen, auf meine Art und Weise einen bescheidenen Beitrag zu leisten, habe aber überhaupt kein Bedürfnis, mich abgrenzen zu müssen.
KNA: Wollen Sie weitere Prominente für die Stiftung begeistern?
Beck: Wir werden uns umsehen, obwohl natürlich schon viel abgegrast ist. Wenn neue Persönlichkeiten - zum Beispiel auf Ebene der Europäischen Union - Verantwortung übernehmen, versuchen wir unsere Kontakte zu nutzen.
KNA: Wie geht es konkret weiter? Was sind die nächsten Pläne?
Beck: Am Turm und in der Vorhalle passiert etwas. Über weitere Ideen werden wir mit dem Kapitel sprechen, da setze ich auf die gute und bewährte Zusammenarbeit und möchte nicht vorgreifen. Unser Interesse ist es grundsätzlich, eigenständig einzelne Projekte ganz zu finanzieren und nicht Zuschüsse in allgemeine Töpfe zu geben. Und wer seinen Namen nicht vergessen habe möchte, der ist eingeladen, einen Beitrag zu leisten. Nur Weniges hat solch eine geschichtliche Dimension wie der Speyerer Dom.
Das Interview führte Michael Jacquemain.