Kuschel rufe immer wieder zum Gespräch der abrahamitischen Religionen auf, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums, Stefan Zimmermann, am Mittwoch in Köln. Dabei gehe es ihm "nicht nur im Wortsinn um Toleranz, sondern um das Aufeinander-Zugehen in den Argumenten".
Warnung vor Antisemitismus
Ebenfalls ausgezeichnet wurden der in der Türkei lebende islamische Theologe und Autor Ihsan Eliacik (60) sowie die ehemalige Vorsitzende des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, Lala Süßkind.
Süßkind warnte bei der Preisverleihung vor Antisemitismus, der während der Corona-Pandemie zugenommen habe: "Der mittelalterliche Judenhass wird wieder geschürt und kommt öffentlich zur Geltung."
Eliacik, der laut Akademie derzeit nicht aus der Türkei ausreisen darf, wurde von seiner Tochter vertreten. Das Kuratorium würdigte insbesondere den Einsatz des Theologen für Gleichberechtigung von Frauen und die Einheit der Religionen.
Bisherige Preisträger
Die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste mit Sitz in Salzburg verleiht seit 1997 jährlich den Toleranzring. Dabei nimmt sie auf die Ringparabel des Dichters Gotthold Ephraim Lessing Bezug.
Unter den bisherigen Preisträgern sind der frühere Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek, der ehemalige Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der Dirigent Daniel Barenboim.
Vizepräsident der Stiftung Weltethos
Karl-Josef Kuschel studierte Germanistik und Katholische Theologie in Bochum und Tübingen. Von 1995 bis 2013 lehrte er Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Universität Tübingen.
Zugleich war er in dieser Zeit stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung der Universität Tübingen. Von 1995 bis 2009 war Kuschel außerdem Vizepräsident der Stiftung Weltethos.