Kyrill kritisiert Inhaftierung von Abt des Höhlenklosters

Pawlos Leben in Gefahr?

Er hat schon zu Gebeten aufgerufen. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. protestiert gegen die Inhaftierung des Vorstehers des berühmten Kiewer Höhlenklosters. Den Behörden in Kiew macht er schwere Vorwürfe.

Metropolit Pawlo (M), der Abt Kiewer Höhlenklosters, bei Gericht / © Mstyslav Chenov (dpa)
Metropolit Pawlo (M), der Abt Kiewer Höhlenklosters, bei Gericht / © Mstyslav Chenov ( dpa )

Das Leben von Abt Metropolit Pawlo sei in Gefahr, sagte Kyrill am Mittwoch bei der Vollversammlung der Bischöfe der russisch-orthodoxen Kirche in Sergijew Possad bei Moskau. Der 62-Jährige leide an Diabetes und anderen Krankheiten.

Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche / © Oleg Varov (dpa)
Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche / © Oleg Varov ( dpa )

Das Kirchenoberhaupt rief zu Gebeten für Pawlo auf. Die Staatsanwaltschaft in Kiew wirft dem Metropoliten Anstiftung zu religiösem Hass und Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor. Ein Gericht stellte ihn Anfang April zunächst unter Hausarrest. Seit wenigen Tagen sitzt er in Untersuchungshaft.

Vorwurf der Verfolgung

Die Behörden in Kiew hätten begonnen, die ukrainisch-orthodoxe Kirche (UOK) zu liquidieren, ohne die Regligionsfreiheit zu beachten, so Kyrill I. Er habe sich daher an die Oberhäupter anderer christlicher Kirchen, darunter Papst Franziskus, sowie die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen gewandt. Er warte ungeduldig auf deren Reaktionen.

Der Patriarch warf dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche vor, sich aktiv an der Verfolgung der UOK zu beteiligen.

Letztere Kirche war bis Mai 2022 mit dem Moskauer Patriarchat verbunden, sagte sich dann aber von diesem los; eine Folge der Unterstützung der russisch-orthodoxen Kirche für Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kyrill I. kritisierte, dass eine Reihe von Diözesen der UOK in ihren Gottesdiensten nicht mehr für ihn beteten. Es drohe ein Schisma.

Erste Vollversammlung seit über acht Jahren

Die Bischöfe der russisch-orthodoxen Kirche waren am Mittwoch im Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad zur ersten Vollversammlung seit Februar 2015 zusammengekommen. Bei ihr feierte der frühere Chef des Außenamtes der russisch-orthodoxen Kirche und heutige Metropolit von Ungarn, Hilarion, ein Comeback.

Er berichtete in einem eigenen Tagesordnungspunkt nach Kyrill I. über eine "Entstellung der orthodoxen Kirchenlehre" durch das Patriarchat von Konstantinopel. Die Kirchenleitung hatte Hilarion im Juni 2022 als Außenamtschef abgesetzt und ihn nach Budapest geschickt. Er leitet aber weiter die biblisch-theologische Kommission.

Die russisch-orthodoxe Kirche ist die größte orthodoxe Nationalkirche weltweit. Nach neuesten Angaben Kyrills zählt sie 402 Bischöfe und mehr als 41.000 Geistliche, knapp 900 mehr als 2019. Insgesamt gebe es 324 Diözesen.

Russisch-orthodoxe Kirche

Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche. In Russland bekennen sich gut zwei Drittel der Bevölkerung zu ihr - etwa 100 Millionen Menschen. Fast alle übrigen früheren Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.

Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate (shutterstock)
Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate ( shutterstock )
Quelle:
KNA