Haiti kommt nach Worten von Erzbischof Launay Saturne angesichts von Bandengewalt und Naturkatastrophen nicht aus seiner verzweifelten Lage.
"Es herrscht Unsicherheit in Haiti. Diejenigen, die Frieden und Ordnung stiften sollten, sind ihrer Verantwortung nicht gewachsen", sagte er am Samstag vor Journalisten in Rom. Der Erzbischof von Cap-Haitien nimmt an der bis 27. Oktober dauernden katholischen Weltsynode im Vatikan teil.
Bei einem Massaker am 3. Oktober seien 70 Menschen getötet und viele Häuser und Autos in Brand gesetzt worden, so der Geistliche. "Gangster haben das Massaker angekündigt, aber die Behörden haben nichts gemacht." Die Bevölkerung fühle sich machtlos und ausgeliefert.
In der Hauptstadt Port-au-Prince seien bereits 70 Prozent der Einwohner vor der unsicheren Lage geflohen, viele Kirchen, Gemeindeeinrichtungen und Schulen seien geschlossen. "Das ist auch eine Hürde für die Arbeit der Kirche", so der Erzbischof.
Demokratie liegt brach, Wahlen nicht möglich
Seit fünf Jahren habe Haiti, ärmstes Land der westlichen Hemisphäre, keine wirtschaftlichen Fortschritte erzielt. Der Norden sei vom Rest des Landes abgeschnitten, es gebe keinen Verkehr und Warenaustausch. Die Gangs hätten das Land in der Hand und nutzten die Lage aus.
Auch die Demokratie leide unter der unsicheren Lage, denn Wahlen seien auch mehr als drei Jahre nach dem Mord an Präsident Jovenel Moise noch immer nicht möglich, beklagte Saturne. Er forderte die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung für Haiti auf.
Trotz allem spiele die Kirche im Inselstaat mit seinen rund elf Millionen Einwohnern eine entscheidende Rolle, um der Bevölkerung Hoffnung zu geben. "Wir versuchen, durch Seelsorge, Predigten, Lehrtätigkeit und Ausbildungsangebote die Menschen zu stärken, damit eines Tages bei uns die Demokratie wieder einziehen kann", sagte Saturne.
Ganz im Sinne der Weltsynode wolle die Ortskirche den Menschen auch die Werte der Synodalität, also des Austauschs und der Beteiligung aller Christen, vermitteln. "Die Kirche kann viel für Haiti tun", sagte der Erzbischof.