Der traditionelle Flaggenmarsch jüdischer Israelis durch das muslimische Altstadtviertel bis zur Klagemauer soll gestattet werden. Der Jerusalemtag erinnert an die Annektierung Ostjerusalems durch Israel im Sechstagekrieg (1967).
Die Polizei hinderte am Morgen rund 150 Juden am Zugang zu der heiligen Stätte. Zugleich kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und Polizei. Nach Schätzungen der Polizei verbarrikadierten sich rund 8.000 Palästinenser mit Steinen, Metallstangen und Molotowcocktails auf dem Haram al-Scharif (Edles Heiligtum), wie der Tempelberg auf Arabisch bezeichnet wird. Medien berichteten von 200 Verletzten seit den Morgenstunden. Laut dem Roten Halbmond mussten 50 Personen behandelt werden.
Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischer Polizei
Die Lage in Jerusalem ist seit Tagen angespannt. Über das Wochenende wurden nach Medienberichten mindestens 300 Palästinenser und 20 israelische Polizisten verletzt. Auch am Sonntag kam es in der dritten Nacht in Folge am Damaskustor zur Jerusalemer Altstadt und Ostjerusalemer Stadtteil Scheich Jarrah zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei.
Ebenso kam es an der Hebräischen Universität auf dem Skopusberg zu einer Straßenschlacht. Palästinenser des benachbarten Stadtteils Isawijah warfen unter anderem mit Steinen auf Polizisten. Zuvor hatten laut Berichten mehrere jüdische Israelis einen arabischen Bewohner Isawijahs angegriffen.
In Haifa löste die Polizei gewaltsam eine Protestkundgebung auf. Auch in Nazareth gingen Menschen in Solidarität mit den Jerusalemer Palästinensern auf die Straße, wie örtliche Medien berichteten. Insgesamt 18 Personen wurden festgenommen. Verschärft hat sich auch die Lage am Gazastreifen. Seit Sonntagabend wurden sieben Raketen aus dem von Israel und Ägypten abgeriegelten Landstrich auf Israel gefeuert.
Streit um Grundbesitz dauert seit rund 30 Jahren an
Hintergrund der jüngsten Spannungen ist unter anderem die drohende Räumung mehrerer palästinensischer Häuser im Ostjerusalemer Stadtteil Scheich Jarrah zugunsten jüdischer Siedler. Am Sonntag vertagte Israels oberstes Gericht eine für Montag geplante Anhörung zu dem Fall auf Antrag von Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit um 30 Tage. Die palästinensischen Familien dürfen bis zur Anhörung in ihren Häusern bleiben. Anwälte der Betroffenen hatten aufgrund der potentiellen politischen und rechtlichen Folgen des Falls den Einbezug der Generalstaatsanwaltschaft gefordert.
Der Streit um den Grundbesitz in Scheich Jarrah dauert seit rund 30 Jahren an. Die Familien wurden als palästinensische Flüchtlinge nach der Staatsgründung Israels und dem israelischen Unabhängigkeitskrieg in dem unter jordanischer Kontrolle stehenden Gebiet auf Land angesiedelt, das im 19. Jahrhundert von Juden gekauft worden war. Die in den USA registrierte Organisation Nachalat Schimon erwarb das Land von seinen jüdischen Besitzern und setzt sich seither für eine Räumung der Palästinenser ein.