Lage von Müttern in Afrika laut Studien besonders dramatisch

Erfolge im Kampf gegen Müttersterblichkeit

In Somalia leben Mütter weltweit am gefährlichsten, am besten geht es Frauen mit Kindern in Finnland. Deutschland verbesserte sich im jährlichen Welt-Mütter-Report von Rang neun auf acht.

Mutter in Birma (dpa)
Mutter in Birma / ( dpa )

Mütter mit Kindern leben nach wie vor in Afrika am gefährlichsten. Zu diesem Ergebnis kommen zwei am Dienstag vorgestellte Studien von Hilfsorganisationen. Die Region mit der höchsten Müttersterblichkeit sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf erklärte. Unter den schlechtesten Lebensbedingungen leiden Frauen mit Kindern nach Angaben von "Save the Children" in Somalia. Deutschland verbesserte sich im jährlichen Welt-Mütter-Report des Hilfswerks von Rang neun auf acht.

In Subsahara-Afrika und in anderen Entwicklungsländern sei der schlechte Zustand des Gesundheitssystems mitverantwortlich für die anhaltend hohe Mortalitätsrate, erklärte die Mitautorin der WHO-Studie, Marleen Temmerman. Während das Risiko einer 15-Jährigen in Afrika, während Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, bei 1:40 liege, betrage das Risiko bei einem europäischen Mädchen gleichen Alters 1:3.300.

Der WHO-Studie zufolge kommen weltweit immer weniger Frauen durch Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt ums Leben. Demnach ging die Müttersterblichkeit zwischen 1990 und 2013 um 45 Prozent auf zuletzt 289.000 Todesfälle zurück. "Das ist ein deutlicher Erfolg, auch wenn das Millenniumsziel, die Müttersterblichkeit um 75 Prozent zu senken, deutlich verfehlt wird", sagte Temmerman.

Zunahme von Zivilisationskrankheiten

In Deutschland kamen 2013 sieben von 100.000 Müttern während Schwangerschaft oder Geburt ums Leben (1990: 13). Im gleichen Zeitraum stieg die Rate in den USA von 12 auf 28 an. In Äthiopien lag sie 1990 bei 1.400 und war 2013 auf 420 Sterbefälle gesunken. Allerdings warnten die Autoren, gerade in Entwicklungsländern mangele es an exakten Zahlen.

Auffällig sei eine Veränderung bei den Todesursachen, die in einer zweiten Studie untersucht worden seien. Demnach sei mehr als ein Viertel der Todesfälle - 28 Prozent - auf vorgelagerte Erkrankungen wie Diabetes, HIV, Malaria und Fettleibigkeit zurückzuführen. "Wir beobachten vor allem eine starke Zunahme von Zivilisationskrankheiten als Ursache von Müttersterblichkeit", erklärte Temmerman. Weitere Ursachen sind Verblutungen vor allem während und nach der Geburt (27 Prozent), Bluthochdruck (14 Prozent) und Infektionen (11 Prozent).

Die ersten drei Plätze von insgesamt 178 untersuchten Staaten im Ranking von "Save the Children" belegen wie im Vorjahr die skandinavischen Länder Finnland, Norwegen und Schweden. Die zehn Schlusslichter sind afrikanische Länder südlich der Sahara wie Mali, Sierra Leone, der Kongo und der Tschad. Die Mehrzahl dieser Länder sei von bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen betroffen gewesen, erklärte die Organisation in Berlin.

Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern

Zwischen Industrie- und Entwicklungsländern besteht dem Bericht zufolge eine enorme Kluft. Während etwa in Schweden (Platz 3) statistisch eine von mehr als 14.000 Frauen sterbe, sei es im Tschad (Platz 170) eine von 15 Frauen. In Sierra Leone (Platz 172) erlebe jedes fünfte Kind seinen fünften Geburtstag nicht, in Island (Platz 4) dagegen lediglich eines von 435 Kindern.

Die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit in Krisengebieten sei nicht hinnehmbar, sagte die Geschäftsführerin von "Save the Children" in Deutschland, Kathrin Wieland. "Der Zugang zu medizinischer Versorgung muss auch dort gesichert werden, wo schwache staatliche Kapazitäten und Konflikte mit hoher Unsicherheit herrschen."


Mütter in Entwicklungsländern stärker betroffen (dpa)
Mütter in Entwicklungsländern stärker betroffen / ( dpa )
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epd