Ihn ärgere "der schiere Übermut, sich einem unvermeidlichen Veränderungsbedarf mit häufig wenig überzeugenden Argumenten in den Weg zu stellen", sagte Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Schweizer Portal kath.ch in einem am Freitag veröffentlichten Interview.
Weiter kritisierte Lammert fehlende Durchsetzungsmöglichkeiten für Reformen. Einerseits könne die Bischofskonferenz keine allgemein verbindlichen Beschlüsse für alle Bistümer treffen, andererseits setzten manche Bischöfe das, was sie selbst als notwendige Veränderungen formulierten, in ihrer eigenen Diözese oft nicht um.
Kirche kein Parlament
Lammert, von 2005 bis 2017 Präsident des Deutschen Bundestages, äußerte auch Vorbehalt gegen die Feststellung von Papst Franziskus, die Kirche sei kein Parlament. "Wenn gemeint ist, dass innerhalb einer Religionsgemeinschaft, die als Kirche verfasst ist, eine breite Partizipation von Kirchenmitgliedern gar nicht möglich sei, würde ich dem widersprechen", sagte er.
"Wenn damit gemeint ist, dass die Willensbildung und die Verbindlichkeit von Orientierungen nicht in gleicher Weise von allgemeinen Mehrheitsentscheidungen abhängig gemacht werden kann, die uns für politische Entscheidungen selbstverständlich erscheinen, dann stimme ich dem selbstverständlich zu", führte Lammert aus.