epd: Am Wochenende verabschiedet sich Kardinal Woelki aus Berlin. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit ihm erlebt?
Dröge (Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz): Ich habe die Zusammenarbeit als gut erlebt. Es war für ihn ja ungewohnt, in Berlin in eine Umgebung zu kommen, die nicht wie seine Heimatstadt Köln stark katholisch geprägt ist. Es war für ihn neu, dass wir als evangelische Kirche der größere Partner sind und dass es eine so große Vielfalt der Konfessionsgemeinschaften gibt, die hier zusammenarbeitet. Ich fand es erfreulich, dass er sich sofort auf die Herausforderung mit Interesse eingelassen hat. Die Berliner Erfahrungen sind für ihn sicher wichtig, wenn er nun nach Köln zurückgeht.
epd: Ist das ökumenische Gespräch für die evangelische Kirche einfacher, wenn die katholische Kirche in der Diaspora ist?
Dröge: Das kann man nicht generell sagen. Ich habe beides erlebt. Im Rheinland, woher ich komme, waren wir selbst der Juniorpartner. Hier in Berlin und Brandenburg ist es anders. Ich glaube, es hängt vor allem davon ab, wie die geistlichen Leitungspersönlichkeiten eingestellt sind.
epd: Welche gemeinsamen Herausforderungen bleiben in Berlin für die beiden großen Kirchen?
Dröge: Die Herausforderungen stellen sich im Bildungsbereich - Stichwort Religionsunterricht. Da haben Bruder Woelki und ich uns gemeinsam eingebracht, um eine Anpassung der Refinanzierung für den Religionsunterricht zu erreichen. In der Flüchtlingsproblematik gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen Caritas und Diakonie. Wir haben gemeinsam auch den Kampf gegen jede Form von Extremismus geführt, damit Berlin eine offene und liberale Stadt bleibt.
epd: Rechnen Sie mit einer raschen Benennung eines Nachfolgers?
Dröge: Ich habe von Kardinal Woelki gehört, dass die Deutsche Bischofskonferenz eine Arbeitsgruppe für die Frage gebildet hat, wie die katholische Kirche sich in Berlin noch besser aufstellen will, um die politischen Herausforderungen anzugehen. Vielleicht deutet das darauf hin, dass es noch ein bisschen dauern wird, bis Klarheit besteht. Aber generell weiß man ja nie, wie lange es dauert, bis katholische Bischöfe berufen werden.
Das Interview führte Thomas Schiller.