Bei antiamerikanischen Protesten im Westjordanland, dem Gazastreifen und Jerusalem ist es nach den muslimischen Freitagsgebeten zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Der palästinensische Rote Halbmond zählte laut Medienberichten mehr als 90 Verletzte, außerdem soll ein Paläöstinenser bereits ums Leben gekommen sein. Mehr als 3.000 Palästinenser waren einem Bericht der "Jerusalem Post" auf die Straße gegangen, um gegen die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels zu protestieren.
Wie die Tageszeitung unter Berufung auf Armeeangaben berichtete, kam es an rund 30 Orten im Westjordanland und dem Gazastreifen zu teils gewalttätigen Demonstrationen. Die Soldaten setzten demnach Tränengas, Gummigeschosse und Stinkwasserkanonen gegen die Demonstranten ein. Sechs Personen wurden festgenommen.
Zusammenstöße trotz erhöhter Polizeipräsenz
Am Jerusalemer Tempelberg verliefen die Freitagsgebete nach Angaben der israelischen Polizei ohne Zwischenfälle. Muslimische Beter seien ohne Altersbeschränkung zugelassen worden. Die Polizei hatte die Zahl der Einsatzkräfte in und um die Altstadt erhöht. Über der Stadt kreisten Hubschrauber.
Bei anschließenden Demonstrationen am Damaskustor zur Jerusalemer Altstadt skandierten Palästinenser, Jerusalem sei eine palästinensische Stadt und gehöre Palästina. Die zunächst friedlichen Proteste eskalierten, als Demonstranten die israelischen Einsatzkräfte mit Steinen bewarfen. Diese lösten die Menschenansammlung auf.
Kritik an Trumps Entscheidung
Die Entscheidung Trumps sei "ein Fehler, der gegen jedes Recht verstößt", sagte einer der Demonstranten der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Jerusalem ist allen Muslimen und allen Palästinensern heilig, daran ändert auch die gesamte amerikanische Regierung nichts." Trump verschenke "etwas, das ihm nicht gehört, an ein Volk, dem das Land nicht gehört".
Zu Protesten kam es auch in zahlreichen arabischen Ländern. In der jordanischen Hauptstadt versammelten sich laut Medienberichten Tausende, um gegen die US-amerikanische Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt zu demonstrieren. Sie forderten die jordanische Regierung auf, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen. Auch in Kairo, Istanbul, Bagdad sowie in Pakistan, Indonesien und Bangladesch demonstrierten Menschen.
Lateinisches Patriarchat macht sich Sorgen
Das Lateinische Patriarchat warnt nach der US-Erklärung zu Jerusalem vor einem möglichen Ausbruch von Gewalt mit unvorhersehbaren Konsequenzen. "Jeder exklusive Anspruch auf Jerusalem - sei er politisch oder religiös - widerspricht der eigenen Logik der Stadt", die ein "Schatz der gesamten Menschheit" sei, heißt es in einer am Freitagnachmittag veröffentlichten Botschaft der Kirchenleitung in Jerusalem.
Angesichts offensichtlicher Konflikte und rascher Veränderungen in der Heiligen Stadt könne keine einseitige Lösung als Lösung angesehen werden. "Einseitige Entscheidungen, die die gegenwärtige Zusammensetzung der Stadt ändern, werden keinen Nutzen bringen, sondern nur neue Spannungen, und sie werden die Möglichkeit beseitigen, Frieden zu schaffen", so die Erklärung wörtlich. Die Bewohner der Stadt seien schon zu lange Geiseln der anhaltenden Spannungen, die den Charakter Jerusalems verzerrten.
Hauptstadt für beide?
Nichts verhindere, dass Jerusalem "in seiner Einzigartigkeit und Einheit" zur Hauptstadt zweier Völker werde, heißt es in dem Kirchen-Statement. Israelis und Palästinenser rief das Patriarchat auf, zu einem Abkommen zu kommen, die die "Prinzipien der Gerechtigkeit" respektiere.
Der heilige Charakter Jerusalems lasse sich nicht auf Individuen oder Denkmäler reduzieren, sondern umfasse die Stadt in ihrer Ganzheit. Daher müssten auch alle Seiten für den Schutz des gegenwärtigen universellen Charakters der Stadt Sorge tragen. Die Diskussion könne nicht einfach "auf einen territorialen Streit und politische Souveränität reduziert werden".