Laut Bericht hunderte Übergriffe auf Christen in Europa

"Wachsende säkulare Intoleranz"

Christen sind in Europa harten Anfeindungen ausgesetzt. So dokumentierte die Wiener Beobachtungsstelle OIDAC für das Jahr 2021 mehr als 500 Fälle von Verbrechen gegen Christen und christliche Einrichtungen in 19 europäischen Staaten.

Symbolbild Religionsfreiheit / © Good Pic (shutterstock)
Symbolbild Religionsfreiheit / © Good Pic ( shutterstock )

Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht des "Observatory on Intolerance and Discrimination Against Christians" hervor. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Europa vier Christen wegen ihres Glaubens ermordet; der Bericht verzeichnet zudem 14 körperliche Angriffe.

"Aufgrund der allgemeinen Dunkelziffer von Hassverbrechen können wir davon ausgehen, dass die tatsächliche Zahl der Fälle viel höher ist", heißt es in dem Report. Die Daten fließen auch in den jährlichen "Hate Crime Data"-Bericht der OSZE ein, der am Mittwoch (16. November) veröffentlicht wird.

"Besorgniserregenden Trend"

Neben Hasskriminalität wie Vandalismus oder Brandstiftung hat die Beobachtungsstelle nach eigenen Angaben außerdem eine "alarmierende Anzahl" an negativen Stereotypen, vermeintlichen Rechtfertigungen für Gewalt oder direkten Beleidigungen gegen Christen oder christliche Konfessionen durch Personen des öffentlichen Lebens registriert, darunter auch Politiker und Journalisten.

Konkret ortet OIDAC "einen besorgniserregenden Trend, wonach die Gesellschaft gleichgültig gegenüber abfälligen Äußerungen und falschen Darstellungen gegenüber Christen zu sein scheint, insbesondere im Vergleich zu anderen religiösen Gruppen oder Identitätsgruppen".

Selbstzensur von Christen

Die "wachsende säkulare Intoleranz" habe negative Auswirkungen auf die Religionsfreiheit von Christen, warnt die Beobachtungsstelle. Sie stellt zudem eine Selbstzensur von Christen im öffentlichen Raum, auf Medienplattformen, aber auch im privaten Bereich oder am Arbeitsplatz fest.

"Die Spaltung zwischen Christen und säkularen Gruppen wird oft von den Medien und der Politik vorangetrieben", mahnte OIDAC-Europa-Geschäftsführerin Madeleine Enzlberger. "Toleranz und Respekt sollten für alle Gruppen der Gesellschaft gleichermaßen
gelten und geschützt werden."

Säkularisierung

In früheren Jahrhunderten war die Weltanschauung der Menschen stark an die Religion und die Kirche gebunden. Deren Gebote und Verbote schrieben vor, wie die Menschen zu leben hatten. Erst als die geistige Bewegung der Aufklärung Ende des 17. Jahrhunderts in Europa entstand, setzte eine "Verweltlichung", eine Abwendung von Religion und Kirche ein. Das aus dem Lateinischen kommende Wort "Säkularisierung" beschreibt diesen Prozess.

Atheismus / © Wolphgang (shutterstock)
Quelle:
KNA