Laut Studie sind Kinder nach wie vor gerne analog unterwegs

Auch Digital Natives lieben das Spielen im Freien

Obwohl es viele Eltern und Lehrer anders empfinden: Kinder in Deutschland sind laut einer Studie nicht nur online unterwegs, sondern schätzen es nach wie vor, sich mit Freunden zu verabreden und draußen zu spielen.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Vor allem in den Ferien sorgt das Thema digitale Medien regelmäßig für Krach: Nach Meinung vieler Eltern sitzen ihre Kinder zu lange vor Tablet oder Laptop, die älteren starren viel zu oft auf ihr Smartphone - statt ins Freibad zu gehen oder sich mit Freunden zu verabreden. Laut einer Studie ist alles halb so schlimm: Danach besitzen Kinder eine gute Balance zwischen analoger und digitaler Beschäftigung. Sie sitzen gerne am PC, schätzen es aber auch, draußen zu spielen.

Kinder-Medien-Studie 2018

Und von den Eltern muss sich niemand als Dinosaurier fühlen, wenn er statt zum E-Reader zum Buch greift: Nach der am Dienstag in Berlin vorgestellten Kinder-Medien-Studie 2018 schätzen auch Kinder das gedruckte Papier.

Die Studie wurde von sechs Verlagshäusern (Blue Ocean Entertainment AG, Egmont Ehapa Media GmbH, Gruner und Jahr, Panini Verlags GmbH, der Spiegel Verlag und der Zeit Verlag) in Auftrag gegeben. Befragt wurden 4- bis 13-jährige Kinder. Es habe rund 3.000 Doppel-Interviews mit zufällig ausgewählten Kindern und jeweils einem Erziehungsberechtigten gegeben, hieß es.

"Im Freien spielen" weiterhin hoch im Kurs

Zu den Zahlen: Freizeitaktivitäten wie "mit Freunden zusammen sein" oder "im Freien spielen" haben danach im Durchschnitt über alle Altersklassen hinweg mit 89 und 81 Prozent eine hohe Bedeutung. Mit zunehmendem Alter werde allerdings das digitale Spielen auf Tablet, Smartphone oder Computer wichtiger.

So besitzen 71 Prozent der 13-Jährigen eines oder mehrere der Geräte - gegenüber 7 Prozent bei den 4-Jährigen. Aufgeschlüsselt heißt das: 92 Prozent der 13-jährigen Mädchen und Jungen besitzen ein Smartphone, 55 Prozent einen Computer und 26 Prozent ein Tablet. Auch die Kinderzimmer veränderten sich dementsprechend: Hard- und Software ergänzten die analoge Ausstattung; ab 13 Jahren ersetzten elektronische Endgeräte zunehmend traditionelles Spielzeug.

Digitale Endgeräte auf dem Wunschzettel

Digitale Endgeräte stehen laut der Studie bei der Zielgruppe ganz oben auf der Wunschliste: Für 41 Prozent der Kinder seien Handy oder Smartphone Wunschobjekt Nummer 1, gefolgt von der Spielekonsole mit 33 Prozent und dem eigenen Tablet mit 32 Prozent. Daneben gebe es aber auch die klassischen Wünsche wie die nach Puppen, Fahrrädern oder Gesellschaftsspielen. Inliner, Skate- oder Longboards rangierten mit rund 20 Prozent sogar vor dem Wunsch nach einem Fernseher.

Und Jugendliche lesen lieber analog: 70 Prozent nehmen danach Bücher oder Zeitschriften mindestens mehrmals pro Woche zur Hand. Elektronische Lesemedien spielten in der Zielgruppe keine Rolle.

Zunehmend wichtiger würden dagegen kostenpflichtige Streaming- oder kostenfreie Videodienste. Rund 35 Prozent der 13-Jährigen griffen mindestens mehrmals pro Woche auf YouTube, Vimeo oder andere kostenlose Videodienste zurück, wenn es um Filme, Serien oder Fernsehsendungen geht. 87 Prozent der Kinder nutzen aber auch die klassischen Medien und schauten Filme, Serien oder andere Fernsehsendungen mindestens mehrmals pro Woche.

Gefahr der Unselbstständigkeit

Und auch das Telefonieren, für das Handys ursprünglich ausschließlich dienten, gibt es noch. Die Digital Natives nutzen ihr Smartphone auch dafür: 97 Prozent der Kinder gaben demnach an, ihr Handy mindestens ab und zu zum Telefonieren zu nutzen. Das Schreiben von Textnachrichten via Whatsapp nutzen demnach 90 Prozent.

Und auch das dürfte Eltern freuen: Kinder, so die Studie, hätten ein klares Bild vom Internet. Zum einen sei es, "das coolste Medium, das es gibt". Zum anderen ist demnach auch dieser Altersgruppe klar, dass es viel Zeit rauben kann und die Gefahr drohe, durch die ständige Nutzung "unselbstständiger zu werden".

 


Quelle:
KNA