Lehmann warnt vor zunehmender Gewalt in Medien und Unterhaltung

Kardinal verurteilt Killerspiele

Kardinal Karl Lehmann kritisiert eine neue Qualität von Gewaltdarstellungen in den Medien. So genannte Killerspiele oder zunehmende Gewaltszenen in Kinofilmen beträfen nicht nur Kinder und Jugendliche; sie seien ein gesamtgesellschaftliches Problem, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montagabend in Bonn. Im Computer erzeugte Bilder seien realitätsnäher und per Mausklick leichter verfügbar als etwa in den 50er Jahren.

 (DR)

Lehmann beklagte sadistische Folterszenen in Kinofilmen wie "Hostel", sogenannte "Folterpornografie" (torture porn). In Deutschland werde darüber nur unter Experten diskutiert, in den USA habe diese Entwicklung jedoch inzwischen die Frage nach staatlichem Eingreifen aufgeworfen.

Dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz bereitet nach eigenem Bekunden aber auch Sorge, dass Mediennutzer zunehmend selbst gewalttätige Inhalte produzierten. So zeichneten Kinder und Jugendliche Schlägereien mit dem Handy auf, verbreiteten diese per Mobiltelefon oder Internet im Freundeskreis und betrieben mit medialer Unterstützung Mobbing. Auch Terroristen zeigten auf Internetplattformen Videos ihrer Terrorakte und Hinrichtungen.

Zu wenig gesellschaftliche Sensibilität
Die Gesellschaft habe noch zu wenig Sensibilität für die möglichen "Schadstoffe" in den Medien entwickelt, betonte der Kardinal. Im Umweltfragen und bei Schadstoffen in Nahrungsmitteln reagiere sie weitaus feinfühliger. Lehmann forderte, die Diskussion über mögliche Gefährdungen in den Medien aus den Expertenkreisen in die Öffentlichkeit zu tragen.

"Wir leisten uns ein aufwändiges System der freiwilligen Selbstkontrolle, aber die Einschätzungen der möglichen Gefahren, die dort täglich in den Prüfverfahren ermittelt werden, bleiben unter Verschluss", so Lehmann. Ebenso lägen die Gutachten bei den Obersten Landesjugendbehörden vor. Eltern aber hätten bislang keine Möglichkeit, sich darüber zu informieren.

Medienpreis für Angela Graas und Bastian Obermayer
Lehmann äußerte sich bei der Vergabe des Katholischen Medienpreises 2007 an die Journalisten Angela Graas und Bastian Obermayer. Graas wurde für ihre Dokumentation "Von wegen ewiger Ruhe" im Bayerischen Rundfunk (BR) ausgezeichnet. Darin erzählt sie von Begegnungen mit Menschen auf dem Münchner Ostfriedhof.
Obermayer erhält den Preis für seinen Beitrag "Spiel mir das Lied vom Tod" im "Süddeutsche Zeitung Magazin". Er thematisiert dort das Schicksal von Schwangeren, die mit der Diagnose konfrontiert werden, ein behindertes Kind zu erwarten.

Der Katholische Medienpreis wurde in diesem Jahr zum fünften Mal verliehen und ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung schreiben die Bischofskonferenz, die Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und der Katholische Medienverband (KM) gemeinsam aus.