domradio.de: Aus Sicht des Katholischen Büros: Was bedeutet der Regierungswechsel in NRW?
Pfr. Dr. Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büros NRW): Das bedeutet, dass wir an die konstruktive Beziehung, die wir bislang zu den Parteien hatten, anknüpfen können. Wir hatten bei der SPD und den Grünen eine ganze Reihe von Leuten, die gut für unsere Themen ansprechbar waren und mit denen wir ein gutes und vertrauensvolles Arbeitsverhältnis hatten. Aber nichtsdestotrotz haben wir auch bei der CDU und auch bei der FPD viele Leute mit denen wir auch gut zusammenarbeiten können. Darum sehen wir dem Regierungswechsel gelassen entgegen.
domradio.de: Die Wahlbeteiligung ist gestiegen, ist das ein gutes Zeichen für die Demokratie?
Hamers: Absolut, jede Landtagswahl oder überhaupt jede Wahl ist ein großes Fest der Demokratie, da sollen möglichst viele dran teilnehmen. Die NRW-Bischöfe haben vor zwei Wochen ja auch dazu aufgerufen, sich an der Wahl zu beteiligen. Das sei im besten Sinne Christenpflicht in dieser Weise Verantwortung wahrzunehmen und von seinem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Insofern finde ich das höchst erfreulich, dass so viele Menschen zur Wahl gegangen sind, weil es zeigt, wie viele Menschen sich mit der Demokratie, mit dem Rechtstaat und mit unserem Land identifizieren. Es ist zugleich auch ein wichtiges Indiz dafür, dass durchaus die Arbeit derjenigen, die hier politische Verantwortung übernommen haben, wertgeschätzt wird.
domradio.de: Mit der AfD hat es nun auch eine rechtspopulistische Partei in den Landtag in Nordrhein-Westfalen geschafft. Wie sollten wir als Christen und Demokraten in den kommenden fünf Jahren mit dieser Situation umgehen?
Hamers: Zunächst mal habe ich immer gesagt, dass ich mit allen sprechen werde und für alle ansprechbar bin - als Vertreter der Bischöfe im Landtag und bei der Landesregierung. Also insofern werde ich auch mit den Populisten am rechten wie am linken Rand sprechen beziehungsweise für Gespräche zur Verfügung stehen, soweit die gewünscht sind. Dass das nicht unbedingt unsere Lieblingspartner sein werden, davon ist auszugehen, ich lasse mich aber auch gerne überraschen. Das ist natürlich der Wehrmutstropfen, dass rechts wie links Gruppierungen, die zumindest ein kritisches Verhältnis zum Rechtsstaat und auch zum Verhältnis von Staat und Kirche haben, mit im Landtag sind, beziehungsweise eventuell sein werden, was die Linken betrifft. Aber auch da bin ich sozusagen unerschrocken, was die Kontakte angeht.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.