„In der Sowjetunion wußte ich, dass ich jüdisch bin, so wie andere wußten, dass sie Ukrainer oder Georgier sind. Das heißt, das Judentum wurde als Nationalität begriffen“, sagt Lena Gorelik. Die Konnotation des Jüdischen in Deutschland sei eine vollkommen andere. Die Identifikation laufe hier über den Holocaust und über die Religion: „Das war für mich vollkommen neu. Ich fühlte mich auch in dieses Bild hinein gepresst“, meint die Autorin, die über den Antisemitismus sagt: „Der wird in Deutschland nicht verschwinden“.
In ihren Romanen „Meine weißen Nächte“, „Hochzeit in Jerusalem“ oder „Lieber Mischa … Du bist ein Jude“ beschäftigt sich Lena Gorelik mit den Fragen der Identität, natürlich auch der jüdischen Identität in Deutschland. Die Autorin wehrt sich aber dagegen, auf diese „Identitätssachen“ reduziert zu werden. Wenn sie es überhaupt benennen sollte, dann würde sie sich als eine „ein bisschen fromme Kulturjüdin“ verstehen: „Da ist eine Verbindung zu einer Kultur und zu einer Religion, die ich aber nicht in kulturellen Bräuchen leben muss - mit anderen Worten, ich muss nicht auf Schweinefleisch verzichten, um jüdisch zu sein“, und dann ergänzt die Autorin: „Mein Jüdischsein ist auch ein ganz großes Gefühlt für den jüdischen Humor, und zwar die Dinge mit einem lachenden und einem weinende Auge zu sehen“.
Im domradio.de Interview spricht Lena Gorelik weiter über ihren neuesten Roman „Die Listensammlerin“, der jetzt bei Rowohlt als Taschenbuch erschienen ist.