Knabenseminar am Petersdom in Rom wird verlegt

Lernen jenseits der Mauern des Vatikans

Papst Franziskus will ein Knabenseminar neben dem Petersdom aus dem Vatikanstaat hinaus verlegen. Mit einer entsprechenden Erklärung bestätigte der Vatikan am Dienstag Medienberichte vom vergangenen Freitag.

Zum Gebet gefaltete Hände / © Lars Berg (KNA)
Zum Gebet gefaltete Hände / © Lars Berg ( KNA )

Mit dem für September geplanten Umzug des Internats sollten die rund 30 Schüler näher an ihren Schulen und Stätten ihres Freizeitprogramms sein, hieß es in der Mitteilung. Mit dem Entschluss kommt Franziskus dem Urteil eines noch laufenden Strafprozesses wegen mutmaßlichen Missbrauchs in dem Seminar zuvor.

Dort soll ein Obermessdiener und später angehender Priester zwischen 2006 und 2012 andere Jungen schikaniert, sexuell belästigt und missbraucht haben. Der Beschuldigte, der in dem Seminar als Tutor tätig war, wie auch seine Opfer, waren zu Beginn der fraglichen Zeit minderjährig.

Vorwurf: Beihilfe zum Missbrauch

Dem früheren, heute 71 Jahre alten Rektor des Seminars wird vorgeworfen, den mutmaßlichen Täter geschützt, trotz Vorwürfen dessen spätere Weihe zum Priester gefördert sowie Ermittlungen behindert zu haben. Ihm wirft der vatikanische Strafverfolger daher Beihilfe zum Missbrauch vor.

Das 1956 gegründete "Preseminario Pio X." mit staatlich anerkanntem Schulabschluss ist die einzige Einrichtung im Vatikan, in der Minderjährige untergebracht sind. Die Jungen dort werden zudem als Messdiener bei liturgischen Feiern im Petersdom eingesetzt.

Papst will "transparenteres Umfeld"

Mit der Verlegung wolle Franziskus die Jungen aus den Vatikanmauern heraus in ein transparenteres Umfeld bringen, hieß es in einem Bericht des "Messaggero" vom Freitag.

Seit Prozessbeginn Mitte Oktober versucht der Prozess zu klären, was in dem Internat übliche Scherze und Schikane unter pubertierenden Jugendlichen waren und was strafrechtlich relevanter Missbrauch sowie Verletzung von Aufsichtspflicht gegenüber Schutzbefohlenen.

Erschwert wird das Verfahren laut Prozessbeobachter durch fehlende Erinnerungen oder widersprüchliche und oft wechselnde Zeugenaussagen. Der nächste Prozesstag ist für 7. Juni vorgesehen.


Papst Franziskus begrüßt Gläubige während seiner wöchentlichen Generalaudienz / © Evandro Inetti (dpa)
Papst Franziskus begrüßt Gläubige während seiner wöchentlichen Generalaudienz / © Evandro Inetti ( dpa )
Quelle:
KNA