November. Nicht umsonst wird er als "dunkler Monat" bezeichnet. Die Tage werden kürzer und dunkler, das Wetter kälter und ungemütlicher. Dazu kommt das Totengedenken an Allerseelen und am Volkstrauertag. Bei vielen Menschen schlägt sich das auf ihre Stimmung nieder.
Wichtig ist es, einen Unterschied zwischen schlechter Stimmung und Depression oder Burnout zu machen. Bei Depressionen handelt es sich um eine Erkrankung. Anzeichen dafür sind ständige Niedergeschlagenheit und schnelle Erschöpfung. Wer an einer Depression leidet, sollte professionelle Hilfe suchen. Neben einer möglichen Therapie oder einer medikamentösen Behandlung kann auch das Gebet helfen.
Trost und Trostlosigkeit
Hilfreich kann es sein, eine weitere Lebensperspektive einzunehmen und sich an glücklichere Zeiten zu erinnern. Unser Leben ist von unterschiedlichen Stimmungen geprägt. Der heilige Ignatius von Loyola unterscheidet in seinen geistlichen Übungen zwischen Trost und Trostlosigkeit. So nennt er Trost "jede Zunahme an Hoffnung, Glaube und Liebe und alle innere Freudigkeit, die zu den himmlischen Dingen ruft und hinzieht und zum eigenen Heil seiner Seele, indem sie ihr Ruhe und Frieden in ihrem Schöpfer und Herrn gibt".
Ganz entgegengesetzt sind die Stimmungen der Trostlosigkeit: "Dunkelheit der Seele, Verwirrung in ihr, Regung zu den niederen und irdischen Dingen, Unruhe von verschiedenen Bewegungen und Versuchungen, die zu Unglauben bewegen, ohne Hoffnung, ohne Liebe, wobei sich die Seele ganz träge, lau, traurig und wie von ihrem Schöpfer und Herrn getrennt findet."
Gerade im Wechsel von Trost und Trostlosigkeit kann Gott sich mitteilen und dem Leben eine Richtung geben. In den Regeln zur "Unterscheidung der Geister" gibt Ignatius differenzierte Anhaltspunkte, aus den unterschiedlichen inneren Stimmungen die richtigen Schlussfolgerungen abzuleiten. Wichtig sind dabei regelmäßige Gespräche mit einem erfahrenen Begleiter.
Was war wirklich wichtig in meinem Leben?
In einer geistlichen Übung lädt Ignatius - ganz dem November entsprechend – dazu ein, sich geistig auf das eigene Totenbett zu versetzen. Das mag zuerst einmal erschrecken. Eigentlich möchten wir nicht an unseren Tod erinnert werden. Doch der ist "todsicher".
Der Sinn dieser Übung besteht nicht darin, Angst zu machen, sondern vom Ende her auf das eigene Leben zu schauen und sich zu fragen: Was war wirklich wichtig in meinem Leben? Welche Lebensentscheidungen hätte ich aus dieser Perspektive getroffen? Was würde ich anders machen?
Leitend kann dabei der Satz Jesu sein: "Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?" (Mt 16,26) Was dem Leben Sinn und Erfüllung gibt, ist nicht das Anhäufen von materiellem Besitz, sondern es sind Beziehungen und Freundschaften. So sagte Papst Franziskus einmal, er habe bei einer Beerdigung noch nie einen Möbelwagen hinter dem Sarg herfahren sehen.
Humor gegen düstere Stimmung
Ein anderes Gegengift gegen düstere Stimmung ist der Humor. Der Komiker Karl Valentin vertrat die Auffassung, dass jedes Ding drei Seiten habe: eine positive, eine negative und eine komische. Er widmete sich vor allem der komischen.
So sagte er über das schlechte Wetter: "Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch." Das erinnert an die Bitte um Gelassenheit, die Dinge anzunehmen, die man nicht ändern kann, um den Mut, die Dinge zu ändern, die man ändern kann, und um die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.
Von Martin Maier SJ