DOMRADIO. DE: Stimmt es, dass Armin Laschet Sie gefragt haben soll, ob er für den Bundesvorsitz der CDU kandidieren sollte?
Monsignore Heribert August (Ehrendomkapitular Herz-Jesu-Kathedrale Sarajevo, langjähriger Pfarrer von Aachen-Burtscheid): Ja, das hat er. Er hat mich gefragt: Was würdest du machen, kandidieren und dann in der Zukunft das machen, was mich erwartet? Dann habe ich gesagt: Armin, ich kenne dich jetzt schon so lange. Du bist von 16 Jahren an immer in der Politik gewesen. Du hast das Möglichste daraus gemacht. Ich kann mir schwer vorstellen, dass ein Mann wie Du, der sich so in der Politik engagiert hat, kurz vor dem Höhepunkt der Möglichkeiten Schluss macht. Also: Versuch es. Wenn es klappt, ist es wunderbar, wenn es nicht klappt, weiß ich, dass Du ein Mensch bist, der auch damit fertig wird. So ist es gekommen.
DOMRADIO. DE: Es hat dann ja funktioniert. Hat er sich bedankt für Ihren Ratschlag?
August: Klar, wir haben ja immer mal ein bisschen Kontakt. Ich sehe ihn auch immer wieder in der Familie, wenn Feste sind oder wenn die Kinder irgendwas feiern. Sie sind in der Gemeinde auch aktiv gewesen. Daher gibt es ein bisschen Kontakt, aber der ist sehr beschränkt. Ich weiß ja, dass er, wenn er nach Aachen kommt, erst mal mit seiner Familie zusammen sein möchte.
DOMRADIO. DE: Sie haben Armin Laschet 1985 getraut. Das ist 36 Jahre her, da war er 24. Wie hat er sich aus Ihrer Sicht verändert im Laufe der Jahre?
August: Er ist ruhiger geworden. Nachdenklicher. Abwägender. Er ist aber auch sehr gradlinig seinen Zielen nachgehend geworden. Er hat bestimmte Richtungen wie Familie, Heimat - Ortsteil Burtscheid - klarer in den Griff genommen, weil er sonst dazu kaum noch Zeit gehabt hätte. Religiös praktiziert er als Katholik, wenn er zeitlich kann. Aber das ist natürlich auch beschränkt durch seine vielen sehr engagierten Tätigkeiten.
DOMRADIO. DE: Welchen Stellenwert nimmt der Glaube bei Armin Laschet ein?
August: Ich glaube, Armin Laschet ist ein ganz normaler Katholik - so, wie man ihn sich mal vorgestellt hat. Dass das heute alles ein bisschen anders ist, wenn man "normaler Katholik" sagt, das wissen Sie auch. Aber er ist in einer ganz normalen katholischen Familie großgeworden. Immer war die Familie sehr liberal, sehr sozial orientiert, sehr stark darauf bedacht, die Kirche zu öffnen und den Laien Raum zu geben. Das hat die Familie auch praktiziert. Vater und Mutter waren sehr engagiert in der Gemeinde und auch in christlichen Gremien über die Gemeinde hinaus. Die Kinder haben das mitbekommen. Ich würde sagen: Da ist nichts übertrieben, da ist nichts konservativ. Sie haben aktiv in der Gemeinde und Familien mitgetan, wie das vor vielen Jahren für alle katholische Familie ganz selbstverständlich war.
Wichtig war ihnen immer, ökumenisch offen zu sein und immer darauf zu achten, dass auch die anderen zu ihren Rechten kamen. Ihnen war wichtig, dass die Frauen und der Zölibat in die Diskussion kamen.
DOMRADIO. DE: Im Aachener Ortsteil Burtscheid ist Armin Laschet aufgewachsen. Sie als Pfarrer dort haben einen guten Blick auf die Menschen. Wie war das denn damals mit dem jungen Armin und seinen Geschwistern?
August: Vier Brüder waren das. Vater und Mutter waren ganz fest in die Gemeinde integriert. Der Vater war auch Rektor der katholischen Grundschule. Die Kinder sind über die Stationen, die man so hat, Kommunion, Unterricht und dann über die Firmung in die Gemeinde reingewachsen. Es gab auch ein großes Engagement der Mutter, die da mitgeholfen hat. Alle Geschwister, auch er, haben in der Gemeinde Kinderarbeit und Jugendarbeit mitgemacht, Zeltlager, Ferienfreizeiten, selbstverständlich den Jugendklub - und das sehr aktiv und sehr lebendig. Sie waren fest integriert. Ein Teil der Enkelkinder, also der Kinder von Herrn Laschet sind es wieder.
Man kann sagen, die Familie Laschet ist im Burtscheid zu Hause und die kennt auch jeder - ganz sicher auch ein ganzes Stück aus ihrem sozialen und kirchlichen Engagement.
DOMRADIO. DE: Was wünschen Sie Armin Laschet zum Sechzigsten?
August: Lieber Armin, bewahre Deine Klarheit, Deine geradlinige Orientierung. Achte weiterhin wie bisher die anderen Religionen. Denke an Deine Familie und Deine Lieben. Der liebe Gott möge Dich segnen: dass das, was auf dich zukommt, das Richtige ist. Ob es das eine oder andere ist - ich weiß, dass Du das schaffst, dass Du dazu die Kraft hast. Mit Hilfe all derer, die um dich herum sind - da gehöre ich hoffentlich auch ein bisschen mit dazu - wirst Du Deinen Lebensweg positiv für uns alle gestalten.
Das Interview führte Carsten Döpp.