Menschen drängen sich in den kleinen, weiß gefliesten Raum. Handykameras klicken. Ein Bild nach dem anderen wird von dem weißen Objekt in der Mitte des Raums geschossen. Normalerweise wird Sanitäranlagen selten solche Aufmerksamkeit zuteil. Doch es handelt sich um die wohl bekannteste Badewanne Deutschlands - im Limburger Bischofshaus. Für einen "Instawalk" hat das Bistum nun die Türen des Hauses geöffnet. Interessierte konnten die Wohnräume besichtigen, Fotos machen und diese dann unter dem Schlagwort "#instabischofshaus" in den Sozialen Medien teilen.
"Mich hat die Badewanne gelockt", gibt Alexandra Scott zu. Unter dem Usernamen giselle_metal_goddess lässt sie ihre Freunde und Bekannte an dem Besuch im Bischofshaus teilhaben. "Geh da unbedingt hin - und fotografier ja die Wanne", hätten Freund ihr gesagt, als sie von dem Besuch in Limburg erzählt habe. Bis es aber soweit ist und sie die Wanne im Bild festhalten kann, führt Bistumssprecher Stefan Schnelle die Teilnehmer erst durch die anderen Räume der vom ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geplanten Wohnung.
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Bistumssprecher Schnelle erklärte den Interessierten auch das Konzept des Hauses. "Überall indirektes Licht, etwa über die Dachfenster." Überhaupt dominieren helle Farben. «Schade, dass alle Möbel weg sind, da kann man es sich nicht ganz so gut vorstellen", meint ein Teilnehmer. Die Einrichtung gehörte Tebartz-van Elst. "Die hat er auch mitgenommen", erklärt Schnelle. So bleiben den Besuchern nur leere Regale in der Bibliothek - auch ein interessantes Fotomotiv.
Für eine neuen Zielgruppe
Die Idee für den "Instawalk" kam von der Katholischen Erwachsenenbildung, erläutert Schnelle. "Bislang hatten überwiegend kirchliche Gruppen und Teilnehmer von Veranstaltungen die Möglichkeit, an Führungen durch das Bischofshaus teilzunehmen." Nun sollte das Haus auf dem Limburger Domberg auch einer neuen Zielgruppe geöffnet werden.
Lange hatte die Bischofsresidenz für Schlagzeilen gesorgt. Eine Empörungswelle über die Kosten von letztlich 31 Millionen Euro und deren Verschleierung trugen entscheidend zum Rücktritt von Tebartz-van Elst im März 2014 bei. Schon damals stand die teure Badewanne im Fokus.
"Ich dachte, die Wanne ist pompöser."
Dieses Highlight hat sich Schnelle bis zum Schluss aufgespart. Nach Gästezimmer und einem riesigen begehbaren Kleiderschrank - den sich wohl manche Teilnehmerin gern zu Hause einbauen ließe - war das Badezimmer die letzte Station des Rundgangs. "Ich dachte, die Wanne ist pompöser." Scotts Urteil fällt eher ernüchternd aus. Viel besser findet sie die luxuriöse Dusche. Die würde sie auch nehmen.
Weder Badewanne noch Dusche werden derzeit genutzt. Der amtierende Bischof Georg Bätzing wohnt nicht in dem Haus, das sein Vorgänger bauen ließ. "Ich konnte mir nicht vorstellen, darin zu leben", erklärt er den Teilnehmern nach dem "Instawalk". Die Büroräume nutzt er aber. Für die anderen Räume gibt es bereits Überlegungen. So könnte das unmittelbar benachbarte Dommuseum die obere Etage als Ausstellungsfläche nutzen.
"Manchmal ist es schon wie im Zoo"
Ein Beitrag geteilt von Manuela Seubert (@manuelaseubert) am 12. Mai 2017 um 10:34 Uhr
Das Interesse am Limburger Bischofshaus ist ungebrochen. "Manchmal ist es schon wie im Zoo", so der Bischof. Aber das müssten er und seine Mitarbeiter noch ein wenig aushalten - bis die Neugier irgendwann befriedigt sei. Doch das kann wohl noch einige Zeit dauern.