Litauischer Bischof als Märtyrer seliggesprochen

Doppelte Premiere in Litauen

Zum ersten Mal hat in Litauen eine Seligsprechung stattgefunden. Dabei handelte es sich am Sonntag um die erste Seligsprechung eines Glaubenszeugen der kommunistischen Ära. Eine doppelte Premiere für das Land. 

Gediminas-Denkmal vor dem roten Himmel bei Sonnenuntergang auf dem Kathedralplatz von Vilnius. / © Markus Nowak (KNA)
Gediminas-Denkmal vor dem roten Himmel bei Sonnenuntergang auf dem Kathedralplatz von Vilnius. / © Markus Nowak ( KNA )

In der litauischen Hauptstadt Vilnius ist am Sonntag erstmals seit der Sowjetära ein katholischer Geistlicher als Märtyrer seliggesprochen worden. Die Zeremonie für Erzbischof Teofilo Matulionis (1873-1962) leitete im Auftrag von Papst Franziskus der Präfekt der römischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato. Franziskus würdigte Matulionis beim Mittagsgebet in Rom als "entschiedenen Verteidiger der Kirche und der Menschenwürde". Der fast 90-jährige Bischof sei aus "Hass auf den Glauben" getötet worden, so der Papst.

Zu der Seligsprechungsfeier reiste auch die Spitze des Rates der europäischen Bischofskonferenzen CCEE in die litauische Hauptstadt.

Bedeutung für Europa

Europa sei "auch auf dem Blut der Märtyrer errichtet", hieß es in einer vorab verbreiteten Erklärung von CCEE-Generalsekretär Duarte Da Cunha. Matulionis erinnere an "die Notwendigkeit, die Religionsfreiheit zu schützen".

Menschen wie er verteidigten die Werte, auf denen Grundlage Europa geformt sei. Zu der CCEE-Delegation gehörten den Angaben zufolge auch der Vorsitzende Kardinal Angelo Bagnasco sowie die Vizepräsidenten Kardinal Vincent Nichols und Erzbischof Stanislaw Gadecki.

Wer war Matulionis?

Matulionis, 1873 im südlitauischen Kudoriskis geboren und 1928 zum Weihbischof im Erzbistum Minsk-Mohilev ernannt, wurde 1930 zu zehn Jahren Arbeitslager auf den Solowezki-Inseln im Weißen Meer verurteilt, kam jedoch nach drei Jahren krank und entkräftet frei.

Nach der Besetzung Litauens durch die Rote Armee 1944 lebte er von 1946 bis 1956 in Internierung, anschließend in Hausarrest. Im Februar 1962 erhielt er, obwohl an seiner Amtsausübung gehindert, den Titel eines Erzbischofs; am 20. August desselben Jahres starb er unter ungeklärten Umständen.

Viele Gäste aus dem In- und Ausland

Zur Seligsprechung am Sonntag waren nicht nur viele Gläubige aus Litauen, sondern auch aus den Nachbarländern und aus der litauischen Emigration gekommen. Die Seligsprechung war eine doppelte Premiere:

Es handelte sich um die erste Seligsprechung auf litauischem Boden und die erste Seligsprechung eines Glaubenszeugen der kommunistischen Ära in Litauen.

Zweitägiges Jugendfestival ging Seligsprechung voran

Der Vorsitzende der Litauischen Bischofskonferenz, Erzbischof Gintaras Grusas von Vilnius, erklärte, die "radikale Entschlossenheit" von Bischof Matulionis, die "Wahrheit um jeden Preis zu suchen", sei eine "attraktive Botschaft für die Jugend von heute". In diesem Sinn hatte schon vor der Seligsprechung am Freitag und Samstag in Vilnius ein zweitägiges Jugendfestival stattgefunden.

Es sei wichtig, dass Matulionis sein Leben lang "Frieden, Vertrauen und Güte" gezeigt habe, "sogar gegenüber seinen Verfolgern", so der Erzbischof.


Quelle:
KNA