Ein Artikel in Zusammenarbeit mit UCA News, der Union der katholischen Nachrichtenagenturen in Asien.
Tausende Gläubige und Priester protestierten am 13. Oktober auf offener Straße vor dem Haus des Erzbischofs in Ernakulam im südindischen Bundesstaat Kerala. Die Erzdiözese ist der Sitz des obersten Erzbischofs der Kirche, des Oberhaupts der zweitgrößten Kirche des östlichen Ritus in Indien.
Die Demonstranten forderten den Rücktritt von Bischof Bosco Puthur, dem apostolischen Administrator der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly, weil er sich weigerte, acht Diakone zum Priester zu weihen. Die Demonstranten riefen auch Parolen, in denen sie forderten, dass Puthur die am 9. Oktober vorgenommenen Ernennungen der Kurie rückgängig macht.
Streit um den Messritus
Puthur war im Dezember zum Administrator ernannt worden, nachdem es seinem Vorgänger Erzbischof Andrews Thazhath nicht gelungen war, den langwierigen Liturgiestreit in der Erzdiözese beizulegen. Die Katholiken in der Erzdiözese hatten sich gegen Puthur gewandt, nachdem er von den Diakonen als Bedingung für ihre Priesterweihe eine schriftliche Vereinbarung verlangt hatte, in der sie sich verpflichteten, die Messe im traditionellen Ritus der syro-malabarischen Kirche zu feiern.
Die Priester und Gläubigen der Erzdiözese weigern sich, den von der Kirchensynode genehmigten neuen Messritus zu akzeptieren, bei der der Zelebrant während des eucharistischen Gebets zum Altar gewandt ist. Sie wollen die Messe weiterhin mit den Priestern feiern, die der Gemeinde zugewandt sind.
Beide Parteien einigten sich im Juli auf eine Beilegung des Streits unter bestimmten Bedingungen, einschließlich der Ordination der Diakone, die sich wegen des Streits um ein Jahr verzögert hat. Die Weihen waren für den 1. Oktober angesetzt.
Demonstranten beklagen verlorenes Vertrauen
Dennoch weigert sich Puthur die Diakone zu weihen und hat so die Vereinbarungen zunichte gemacht, sagen die Demonstranten. "Wir wollen, dass Puthur zurücktritt oder dass der Vatikan ihn zurückruft, da wir das Vertrauen in ihn völlig verloren haben", sagte Riju Kanjookaran, Sprecher der Erzdiözesanen Bewegung für Transparenz (AMT), einer Vereinigung von Priestern, Ordensleuten und Laien, die einen dreijährigen Protest zur Unterstützung ihrer traditionellen Messe anführte.
Auch Priester in Puthurs Kurie traten zurück, woraufhin der Erzbischof eine andere Gruppe von Priestern in seine Kurie erhob, ohne dabei mit den erzdiözesanen Gremien zu sprechen. Puthur und die Mitglieder seiner Kurie hätten die Erzdiözese verraten, deshalb "werden wir nicht mit ihnen zusammenarbeiten", sagte Kanjookaran am 14. Oktober gegenüber UCA News.
Die Demonstranten haben eine Resolution verabschiedet, die darauf abzielt, die Erzdiözese von der Syro-Malabarischen Kirche zu trennen und ihr zu erlauben, als unabhängige Diözese unter dem Vatikan zu arbeiten. Kanjookaran sagte, jede Pfarrei in der Erzdiözese werde die Resolution verabschieden, und "wir werden sie dem Vatikan vorlegen". Die Demonstranten sagten jedoch, dass Puthur mit seiner Forderung an die Diakone versuche, zwei Arten von Priestern in der Erzdiözese zu schaffen.
Schwelender Streit
Alle Priester in der Erzdiözese dürfen "sowohl die traditionelle als auch die einheitliche Form der Messe" feiern. Aber wenn die Diakone geweiht werden, werden sie nicht in der Lage sein, die traditionelle Messe zu feiern, "gemäß den Bedingungen von Puthur", sagte ein Priester, der die Demonstranten unterstützt und nicht namentlich genannt werden will.
"Die Menschen werden ihnen [den Diakonen] nicht erlauben, in irgendeiner Pfarrei zu arbeiten, wenn sie nur die einheitliche Form der Messe anbieten", sagte der Priester am 14. Oktober gegenüber UCA News.
Die Erzdiözese Ernakulam-Angamaly beherbergt mehr als eine halbe Million Gläubige, fast zehn Prozent der syro-malabarischen Kirche mit mehr als fünf Millionen Anhängern in Indien und im Ausland. Der schwelende Streit über die Liturgie wurde 2021 wiederbelebt, als die Bischofssynode alle Diözesen aufforderte, ab November 2021 die von der Synode genehmigte Messe einzuführen. Mit Ausnahme der Erzdiözese Ernakulum-Angamaly haben sich alle an die Anordnung gehalten.