Das Neue Testament der katholischen Gemeinde Sankt Ignatius sei ein Gemeinschaftsprojekt mit ganz unterschiedlichen Seiten, teilte die Stadtkirche am Donnerstag mit. Manche der Blätter seien blütenweiß, andere aus Recycling-Papier; auch eine leuchtend gelbe Seite sei darunter. "Geschrieben wurde mit Kuli, Tinte und mit einem orangefarbenen Stift, mal in engen, geübten Buchstaben, mal in der ausladenden, kringeligen Schrift eines Erstklässlers", hieß es.
Projekt sollte Gemeinde zusammenhalten
Quer durch alle Generationen hätten sich Menschen an dem Projekt beteiligt. "Am Anfang des ersten Lockdowns haben wir nach einem Weg gesucht, die Gemeinde zusammenzuhalten", erläuterte Pater Bernd Günther. Die Koordination der Bibelstellen war zeitaufwendig. Günther und sein Team teilten sie in 375 Abschnitte und veröffentlichten im Internet eine Liste, welche Stellen noch zu schreiben waren. Jeder Teilnehmer konnte seine bevorzugten Stellen anmelden, etwa per Mail.
Aktive Mitglieder der Gemeinde machten demnach genauso mit wie solche, die nur selten in den Gottesdienst kämen. Je nach Länge des Kapitels und Größe der Handschrift seien manche Beiträge der handgeschriebenen Bibel eineinhalb, manche vier Seiten lang. Deckblatt und Kapitelstruktur wurden von einem pensionierten Grafiker aus der Gemeinde gestaltet. Dann wurde das Einzelstück in einer Buchbinderei in Frankfurt-Nied gebunden und schließlich im Pfingstgottesdienst vorgestellt.
Das handschriftliche Neue Testament soll einen festen Platz in der Kirche Sankt Ignatius bekommen, aber nicht in einer Vitrine. Dann könnte man das Buch "ja nicht mehr in die Hand nehmen und darin blättern", so Pater Günther. Das aber sei erwünscht. Er selbst hat den Angaben zufolge den gesamten Hebräerbrief, der 13 Kapitel umfasst, mit der Hand abgeschrieben.