Eucharistiefeier zum Aschermittwoch der Künstler in Köln

"Loslassen, Abgeben und sich trennen"

Was zeichnet den Aschermittwoch eigentlich aus? Kardinal Woelki gibt in seiner Predigt in der Basilika Sankt Kunibert in Köln Antwort. Aschermittwoch sei Loslassen, Abgeben und sich trennen. "Was uns schadet, das wird zu Asche."

Kardinal Woelki spendet das Aschekreuz / © Boecker
Kardinal Woelki spendet das Aschekreuz / © Boecker

Zum Beginn der Fastenzeit wird derzeit einiges aufgezählt, auf das Menschen in den 40 Tagen verzichten wollen: Rauchen, schlechte Angewohnheiten, aber auch weniger rumsitzen und mehr Bewegung. "Das sind gute Vorsätze und eine Leistung", betont der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Aber die Asche zu Aschermittwoch bedeute mehr als Bewegung. Es gehe darum loszulassen, abzugeben und sich zu trennen. Mit diesen Worten startet Kardinal Woelki mit den Gläubigen in der romansichen Basilika Sankt Kunibert in Köln in die Fastenzeit. Er hat auch in diesem Jahr traditionell zum Aschermittwoch der Künstler eingeladen.

Beginn der Fastenzeit

Er verbildlicht in seinen Worten, dass das Verbrennen und die daraus entstehende Asche die radikalste Form des Loslassens sei. Daher stehe dieser Tag auch für die radikale Wandlung. Dort, wo Wünsche und Träume begraben würden, Situationen, wo Menschen keinen Mut und keine Kraft mehr hätten und das Leben "Stück für Stück zu Asche wird". Daraus werde ein Ruf nach Erlösung laut. "Um nichts weniger geht es in der Zeit, als um Rettung und Hoffnung". Die Fastenzeit sei die Zeit der Rettung durch Loslassen und Weggeben. Das könne ein Job sein, bei dem der Verlust drohe. "Verwandle in Asche, was Dich kaputt macht", sagt Woelki. Was uns schade, werde Asche.

Tradition in Köln

Der "Aschermittwoch der Künstler" wird seit 1950 jährlich in Köln begangen. An dem Gottesdienst nahmen Kreative aller Kunstrichtungen teil. Er wurde musikalisch vom Organisten und Komponisten Dominik Susteck und der Sopranistin Irene Kurka gestaltet.

Die Tradition des "Aschermittwochs der Künstler" geht auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) zurück. Der mit ihm befreundete damalige Kölner Stadtdechant Robert Grosche griff die Idee in der Nachkriegszeit auf und brachte sie aus Paris nach Köln mit. Mittlerweile begegnen sich in über 100 Städten jedes Jahr Kunst- und Kirchenvertreter.

Österliche Bußzeit

Mit dem Aschermittwoch beginnen die vierzig Tage der Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Diese österliche Bußzeit will die Christen dazu anleiten, das eigene Leben zu überdenken und – wo nötig – die Weichen neu zu stellen.

Wir kennen im deutschen Sprachraum die Bezeichnung Fastenzeit und beziehen uns damit auf die früher übliche Form des leiblichen Fastens während dieser vierzig Tage als Erinnerung an das vierzigtägige Fasten Jesu in der Wüste und als persönliche Vorbereitung auf das Fest unserer Erlösung an Ostern. Ihren tiefsten Sinn erhält die Fastenzeit von Ostern her. Von den strengen Fasttagen sind heute nur noch der Aschermittwoch und Karfreitag als Fast- und Abstinenztage geblieben.

Die Fastenzeit konfrontiert uns mit unseren Schwächen, mit Versagen und Schuld, damit wir erkennen, wo wir einen neuen Anfang setzen sollen. Gleichzeitig richtet sie unseren Blick auf die Passion Jesu, der uns durch sein Leiden und Sterben befreit hat zu einem neuen Leben.

Schon der Prophet Jesaja (58,1–12) legt den eigentlichen Sinn des Fastens dar, wenn er betont, dass es nicht um öffentlich demonstrierte Verzichtleistungen geht, sondern um die innere Erneuerung der Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen, was eine persönliche Umkehr einschließt. Richtig verstanden, meint Fasten ein „Beten mit Leib und Seele“ (Anselm Grün). Das zeigt sich auch in anderen Religionen. Mahatma Ghandi z. B. hat aus religiöser Überzeugung zur Klärung gesellschaftlicher Probleme gefastet. Fasten ist niemals gegen etwas oder jemanden gerichtet (wie der Hungerstreik), sondern immer für – sei es z. B. zur inneren Läuterung oder zur Klärung von Beziehungen. So gehören zur christlichen Praxis in der Fastenzeit das Beten, das Fasten und das Almosengeben.

Die österliche Bußzeit beginnt mit dem Auflegen des Aschenkreuzes. Dabei spricht der Priester: „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) oder: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ (Gen 3,19) Die Bezeichnung mit dem Aschenkreuz erinnert an die Erschaffung des Adam (= Erdling) aus dem Erdboden (Gen 2,7), wohin der Mensch einmal zurückkehren wird. Das Zeichen der Asche mahnt uns an die notwendige Läuterung und an die Vergänglichkeit des Lebens. Der Aschermittwoch stellt uns auf einen Weg nach Ostern, der uns bewusst macht, wie hoch der „Preis“ unserer Erlösung war: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16).

(Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. März 2019)


Basilika St. Kunibert in Köln / © Gerd Lödige (Erzbistum Köln)
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