Mit der Schrift in der Hand führt uns Jesus an die tiefste Wurzel seiner Botschaft. Gott sei Befreiung, er habe sie uns bereits geschenkt. Und wo sein Geist sei und wirke, sei Freiheit, erklärt Abt emeritus Laurentius Schlieker OSB in seiner Predigt.
Diese Erfahrung, die von innen nach außen wirke, wolle sich in uns vertiefen, sodass wir "ohne Ängstlichkeit die liebende und barmherzige Gegenwart Gottes in unserer Welt verkörpern und darstellen." Dies sei unsere christliche Berufung, so Schlieker.
Blick auf das Leben des Heiligen Liudger
"Er wollte wie der Apostel Paulus und wie Bonifatius als wandernder Glaubensbote zusammen mit seinen Gefährten Christus verkündigen und ein lebendiges, tatkräftiges Leben aus dem Glauben vermitteln", sagt Schlieker.
Im Leben des Heiligen Ludgerus habe sich gezeigt, wie wichtig es sei, gemeinsam christliches Leben zu gestalten und sich gegenseitig zu unterstützen und zu inspirieren.
Für Ludgerus ging nichts ohne den Heiligen Geist. "Der Geist leitet an, im besten Sinne des Wortes, konspirativ zu Leben, das heißt, gemeinsam zu atmen, den Geist zu atmen. Wir haben Angst vor Aerosolen, aber spirituelle Aerosole sind lebensnotwendig – Alleingänge nicht," so Abt emeritus Schlieker.
"In seinem täglichen Heute haben sich für den Heiligen Ludgerus die Worte Jesu erfüllt", stellt Abt emeritus Schlieker fest. "Und wenn Du das Evangelium im Herzen trägst, können sich diese Worte auch erfüllen – das ist die gute Nachricht. Derselbe Geist, der in Jesus gewirkt hat, im Heiligen Liudger, wirkt auch in uns, wenn wir ihn zulassen," so Schlieker weiter. Gott gebe den Geist ohne Maß.
Und Liebe könne sich dann in unserem Denken und Handeln manifestieren. Die Kraft des Ego trenne uns, die Kraft des Geistes verbinde uns, "damit wir aus dem Geschenk der Liebe Gottes, aus der Dankbarkeit leben, und Christus unser eigenes Gesicht geben – wie es der Heilige Liudger auf seine Weise getan hat," so Schlieker. Die Impulse des Heiligen setzten sich weiter fort.
Der Heilige Geist kenne unsere Zerbrechlichkeit und Anfälligkeit, komme aber dennoch in unser Herz, sodass selbst die Dunkelheit in uns Licht werden könne und "wir uns gegenseitig Mut machen können", erklärt der Abt emeritus.
Übertragung
DOMRADIO.DE übertrug am 23. Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus der Basilika St. Ludgerus in Essen-Werden. Abt emeritus Laurentius Schlieker OSB konzelebrierte mit Bischof Franz-Josef Overbeck und Propst Jürgen Schmidt. Kantor: Andreas Kempin, Organist: Ludwig Krinner.
Der Heilige Liudger
In diesem Jahr kann das Ludgerusfest aufgrund der Corona-Pandemie nicht in der üblichen Form gefeiert werden. Die Verantwortlichen der Propsteipfarrei haben sich nach Rücksprache mit Bischof Franz-Josef Overbeck darauf verständigt, die Feier am ersten September-Sonntag, 6. September 2020, auf die Basilika St. Ludgerus zu konzentrieren und auf die Prozession und alle weiteren Gottesdienste zu verzichten. Das Ludgerusfest wird auch Appeltaatenkirmes genannt.
Der heilige Liudger (lat. Ludgerus), Apostel der Friesen und Sachsen, erster Bischof und Patron des Bistums Münster, Gründer der Benediktinerabtei Werden und zweiter Patron des Bistums Essen, gehört zu den großen Heiligen Europas.
Liudger entstammte einer adeligen friesischen Familie. Er wurde 742 in der Nähe der heutigen Stadt Utrecht (Niederlande) geboren. Im Jahr 755 kam Liudger in die Schule des Utrechter St. Martinsstiftes. Ab 767 setzte er seine Ausbildung in York (England) fort, angeleitet durch den berühmten Gelehrten Alkuin. 777 empfing Liudger in Köln die Priesterweihe. Anschließend wirkte er für sieben Jahre missionarisch in Friesland. Auf der Rückreise von einer Romwallfahrt besuchte er auf dem Monte Cassino das vom heiligen Benedikt gegründete Kloster und studierte dessen Ordensregel. Dort begegnete er auch Kaiser Karl dem Großen, der ihn mit der Leitung der Friesenmission betraute, nach einem Friesenaufstand 792 jedoch zum Leiter der westsächsischen Mission ernannte. Zwei Jahre später errichtete er im Zentrum dieser Mission – in Münster – ein Stift und eine Basilika. Am 30. März 805 weihte der Kölner Erzbischof Hildebold Liudger zum ersten Bischof des Missionsgebiets in Westfalen, mit Sitz in der heutigen Stadt Münster.
Bereits 799 gründete er unmittelbar an der sächsisch-fränkischen Grenze die Benediktinerabtei Werden, deren Kirche er selbst am 9. Juli 808 weihte. Liudger starb am 26. März 809 während einer Missionsreise in Billerbeck. Einen Monat später wurde er auf seinem Wusch entsprechend an der von ihm bezeichneten Stelle in Werden beigesetzt. Unmittelbar nach seinem Tode setzte seine Verehrung ein. Im Jahre 813 wurde seine Grabstätte in die Werdener Abteikirche (heute Propsteikirche) einbezogen. Die Verehrung des hl. Liudger verbindet das Bistum Essen in besonderer Weise mit dem niederländischen Erzbistum Utrecht und dem benachbarten Bistum Münster.
Quelle: https://www.ludgerus.ruhr/hl-ludgerus/