Ludwig II. hatte klare Ideen zur Religion und sozialen Frage

Mehr als ein Märchenkönig

Als Fantasten mögen wohl viele König Ludwig II. von einstufen. Einer, der sich Märchenschlösser erbauen ließ und bei der Musik von Richard Wagner in Tränen ausbrach.

Autor/in:
Konstantin Bischoff
 (DR)

Da bleibt kein Platz für das politische Geschäft. Doch er hatte auch klare Ideen zur Religion und sozialen Fragen.

Einen Austausch darüber gab es am Freitag auf einer Tagung in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Dort beschäftigte man sich unter anderem mit des Königs Sozialpolitik und Religiosität.

Gewiss hatte der menschenscheue und zur Einsamkeit neigende König große Angst vor der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie. Ihm war jedoch bewusst, dass die soziale Frage allein mit der Unterdrückung nicht zu lösen sei, betonte der ehemalige Leiter der bayerischen Archive Hermann Rumschöttel. So lasse sich anhand verschiedener Quellen, vor allem Aufzeichnungen von Bekannten und Briefwechseln, zeigen, dass sich der Monarch eine Zeit ersehnte, in der es auch den Armen gut gehe. Um dieses Ziel zu erreichen, sei er bereit gewesen, auch konkrete Schritte einzuleiten.

Jahre vor der Sozialgesetzgebung Otto von Bismarcks in Preußen regte der bayerische König eine soziale Steuerreform an. Zugleich verabschiedete er Gesetze zur Selbstständigkeit von Gemeinden, der Freizügigkeit, zur Vereinfachung der Eheschließung und zur Gewerbefreiheit. Seien auch viele dieser Regelungen unter seinem Vater Maximilian II. schon vorbereitet gewesen, so sei es doch der Sohn gewesen, der sie erweitert und zum Abschluss gebracht habe, betonte Rumschöttel. Immer sei es sein Ziel gewesen, die Durchlässigkeit zwischen den Ständen zu fördern.

In Frömmigkeitsformen ein Kind seiner Zeit
In den Fragen der Kirchenpolitik hielt Ludwig II. dagegen am Staatskirchentum fest, schon um seine eigene Stellung zu erhalten, wie der Münchner Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof erläuterte. Seine Regierung sei in eine Zeit gefallen, in der Staat und Kirche ihren Einfluss neu zu bestimmen hatten. Von einem Kulturkampf im engeren Sinne dürfe für Bayern aber nur sehr vorsichtig gesprochen werden. Die Minister des Monarchen hätten nach Kräften versucht den Ultramontanismus zurückzudrängen und den Papstzentralismus zu bekämpfen, um den Einfluss des Staates zu stärken. So war des Königs Regierung auch maßgeblich daran beteiligt, dass im Reichstag das Gesetz zum Schutz vor dem Missbrauch der Kanzel für politische Zwecke verabschiedet wurde.

Was seine Frömmigkeitsformen angeht, war Ludwig II. im Großen und Ganzen ein Kind seiner Zeit, wie Stefan Mokry von der Katholisch Theologischen Fakultät der Münchner Universität erläuterte. Vor allem die Heiligenverehrung sei ihm wichtig gewesen. Nach den Worten des Theologen lag dem König besonders sein Namenspatron Ludwig und der heilige Georg am Herzen. Ingesamt aber sei seine Religiosität geprägt gewesen vom klassisch christlichen Herrscherideal von Gottes Gnade. Die Papstbegeisterung habe dem weltbekannten Bayernkönig jedoch widerstrebt. Er sah darin seine Souveränität infrage gestellt.