domradio.de: Erzbischof Zollitsch äußerte gestern nach dem Treffen mit Papst Franziskus die Hoffnung zu einer guten und schnellen Lösung zu kommen. Da kann man jetzt eine Menge reininterpretieren. Bleibt aber letztlich alles Spekulation. Was glauben Sie, wie man das deuten kann?
Ring-Eifel: Man kann das so deuten, dass er sich natürlich auch jetzt bald eine schnelle Lösung wünscht, weil dieser Druck, der aus den Medien kommt für die Kirche natürlich unangenehm ist und man hätte diesen Druck natürlich gerne weg. Insofern die Hoffnung auf eine schnelle Lösung. Auf der anderen Seite gibt es eine Prüfungskommission, die eingesetzt ist und die heute ihre Arbeit beginnt. Man muss ja erst einmal die Ergebnisse dieser Prüfung abwarten. Daneben gibt es ein Gerichtsverfahren in Hamburg, wegen der möglichen eidesstattlichen Falschaussage. Auch da muss man abwarten, was das Gericht entscheidet. Dann ist das Problem, dass die Medien ein anderes Tempo vorgeben, als die Gerichte und das ist für die Kirche eine unangenehme Situation.
domradio.de: Jetzt gibt es auch neue Enthüllungen, die möglicherweise ein neues Licht auf die Vorgänge in Limburg werfen könnten: Zahlreiche Protokolle von Sitzungen sind auf dem Internetportal "kath.net“ veröffentlicht worden. Auch Ihnen, der KNA, liegen Protokolle vor. Was finden wir in diesen Protokollen?
Ring-Eifel: In diesen Protokollen finden wir ganz interessante Details darüber zu welchem Zeitpunkt dieses Kontrollgremium über welchen Kostenumfang informiert war. Und da stellt sich das Bild doch ein wenig anders dar als das es in den vergangenen Wochen aussah. So, als hätte dieses Gremium von nichts gewusst. Das ist nicht der Fall! Sie wussten schon relativ früh, dass sie sich in einem zweistelligen Millionenbereich bewegen. Das konnte im Übrigen jeder wissen, der das Bauprojekt anschaute, dass das nicht im Bereich von zwei oder fünf Millionen zu realisieren war. Ob jetzt mit oder ohne Luxusausstattung, solche Bauprojekte sind einfach teuer.
domradio.de: Heißt das, der Vermögensverwaltungsrat, rund um den in den Medien sehr präsenten Jochen Riebel, spielt in dieser Affäre eine möglicherweise andere Rolle als bisher angenommen?
Ring-Eifel: Das ist zumindest der Eindruck, den man aus diesen Protokollen haben kann.
domradio.de: Hätte das denn jetzt auch Auswirkung auf die Zukunft des Bischofs?
Ring-Eifel: Das ist schwer zu sagen, aber es zeigt sich jedenfalls, dass der Bischof kein krimineller Alleintäter ist, wie das manche vermutet hatten und auch kein psychisch kranker Autist, sondern dass da ein Bauprojekt geplant wurde, bei dem die Kosten aus dem Ruder liefen und was schlecht kommuniziert wurde. Nicht mehr und nicht weniger. Also tragen vermutlich diese Protokolle insgesamt dazu bei ein wenig die Luft aus diesem doch etwas aufgeblasenen Skandal rauszulassen.
domradio.de: Würden Sie denn auch sagen, man kann dann andersherum gehen und sich ein bisschen Erzbischof Müller anschließen, der hinter der ganzen Affäre Limburg eine Medienkampagne gegen Bischof Tebartz-van Elst wittert?
Ring-Eifel: Medienkampagne halte ich für den falschen Begriff in diesem Zusammenhang. Es ist die Aufgabe der Medien, Dinge aufzudecken. Es ist die Aufgabe auf Unstimmigkeiten hinzuweisen. Aber Medien können eben nicht ein Gerichtsverfahren ersetzen, sie können nicht eine interne Prüfkommission ersetzen. Sie können nur Anstöße geben und dann muss man abwarten, bis die zuständigen Gremien das wirklich entscheiden.
(Das Interview führte Matthias Friebe.)