Zu Bedeutung werde auch die Beteiligung des langjährigen Ökumenebeauftragten des Papstes, Kardinal Walter Kasper, an den Feiern am 24. und 25. Juni in Lübeck beitragen, sagte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen am Mittwoch vor Journalisten in Lübeck. Er sei "zuversichtlich, dass wir in den Lübecker Märtyrern Selige der Ökumene haben." 2005 gab Thissen den Anstoß zur ersten Seligsprechung Norddeutschlands.
Er habe von Anfang an die Leitung der Nordelbischen Evangelisch-lutherischen Kirche in die Planungen einbezogen. "um jedes Missverständnis zu vermeiden", sagte der Erzbischof. Die vier Geistlichen seien auch heute noch Vorbilder, denn auch im 21. Jahrhundert sei Christsein nicht unangefochten, sagte Thissen weiter.
Mut zum Glaubenbekenntnis
"Von 100 Menschen, die weltweit wegen ihres Glaubens ermordet werden, sind 75 Christen." Selbst hierzulande erfordere es Mut, sich in aller Öffentlichkeit zum Glauben an den dreifaltigen Gott zu bekennen. Das gelte auch für Gewissensentscheidungen etwa bei der Frage des Lebensschutzes am Beginn und am Ende des Lebens.
"Dass die Lübecker Märtyrer nicht wie die Mehrheit Hitler zugejubelt, sondern nach ihrem Gewissen gehandelt haben, wird Menschen heute nachdenklich machen. Und: Die Ökumene der Märtyrer im Sterben verpflichtet uns zur Ökumene im Leben", betonte der Erzbischof. "Ich hoffe sehr, dass das Beispiel eines ökumenischen Miteinanders in einer Zeit der Not und der Glaubensanfechtung uns in der Ökumene insgesamt weiterbringt."
Die evangelische Pastorin Constanze Maase betonte, die Feiern würden gerade durch die jeweiligen ökumenischen Akzente etwas ganz Besonderes. "Viele Menschen erwarten das auch zu Recht von unseren Kirchen", sagte die Beauftragte für das Märtyrergedenken im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Die Sorge, die vier Märtyrer könnten durch die Seligsprechung der Kapläne getrennt werden, wies sie zurück. Sie vertraue auf die Menschen, die sich in Lübeck für die Ökumene und ein gemeinsames Gedenken seit Jahrzehnten stark machten.
Feiern in guter ökumenischer Gemeinsamkeit
Die katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller wurden gemeinsam mit dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink am 10. November 1943 für ihren Widerstand gegen die Nationalsozialisten hingerichtet. Die Kapläne werden am 25. Juni in Lübeck seliggesprochen. Stellbrink erhält dabei ein ehrendes Gedenken, weil die evangelische Kirche keine Seligsprechungen kennt. Bereits am 24. Juni findet ein evangelischer Gedenkgottesdienst in der Lübecker Lutherkirche statt, bei dem aller vier Märtyrer gedacht werde, betonte Maase.
Bei der Seligsprechung wird Kasper predigen, während Ulrich ein geistliches Wort halten wird, hob Thissen hervor, der 2004 den Anstoß zum Seligsprechungsverfahren gegeben hatte. "Es lag mir von vorne herein daran, dass wir die Feiern in guter ökumenischer Gemeinsamkeit begehen." Dabei seien die in der damaligen Zeit ungewöhnliche konfessionsüberwindende Freundschaft und ihr gemeinsamer Tod für ihre Überzeugung vorbildlich für die Christen heute.
Laut Pastorin Maase ist das Interesse der evangelischen Christen an der Seligsprechung sehr hoch. Sie verwies darauf, dass Stellbrink, der als ehemaliger Anhänger der Nazi-Ideologie in seiner Kirche umstritten war, in das von der katholischen Gemeinde Herz Jesu initiierte Gedenken der vier Geistlichen von Anfang an mit einbezogen war. "Es ist also auch ein Verdienst der katholischen Kirche, für das wir heute noch sehr dankbar sein können. Die Erinnerung an ihr Martyrium wach gehalten wurde durch Sie." Zur Seligsprechung werden rund 9.000 Teilnehmer erwartet, wie das Erzbistum Hamburg mitteilte.
Lübeck erwartet Ehrung ermordeter NS-Gegner
"Selige der Ökumene"
Die Seligsprechung der als Lübecker Märtyrer bekannten NS-Gegner mit ihrem ungewöhnlichen ökumenischen Aspekt wird die Christen nach Einschätzung von Verantwortlichen beider Kirchen näher zusammenbringen. domradio.de überträgt die Feier am 25. Juni live ab 11 Uhr.
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