Maas erinnert in Polen an Rolle der Bischöfe für Versöhnung

 (DR)

Außenminister Heiko Maas (SPD) hat in seiner Rede zum 75. Jahrestag des Warschauer Aufstands an die Rolle Polens bei der Versöhnung erinnert. Es sei oft das Nachbarland gewesen, das nach dem Krieg die Hand ausgestreckt habe, erklärte Maas am Donnerstag in Warschau. Er verwies auf die polnischen Bischöfe, die in einem Brief an ihre deutschen Amtsbrüder im November 1965 den "mutigen Satz" geschrieben hätten: "Wir vergeben - und wir bitten um Vergebung". Dies sei eine beeindruckende Geste gewiesen, die leider nie das Echo erhalten habe, das sie eigentlich verdient hätte, so Maas.

Die deutsch-polnische Versöhnungsgeste von 1965 gilt als einer der entscheidenden Wendepunkte in der Geschichte beider Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Kurz vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) hatten die polnischen Bischöfe am 18. November 1965 an ihre deutschen Amtsbrüder geschrieben. Der Brief endete mit den Worten: "In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin (...), gewähren Vergebung und bitten um Vergebung." Zwei Wochen später antworteten die deutschen Bischöfe unter anderem: "Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen Volk angetan worden. So bitten auch wir zu vergessen, ja wir bitten zu verzeihen."

Maas ist aus Anlass der Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag des Warschauer Aufstands nach Polen gereist. Die im Untergrund aktive polnische Heimatarmee hatte sich am 1. August 1944 in Warschau gegen die deutschen Besatzungstruppen erhoben. Während des 63 Tage dauernden Aufstandes töteten Wehrmacht und SS rund 18.000 polnische Widerstandskämpfer und mehr als 150.000 Zivilisten. Zudem zerstörten sie rund 80 Prozent der Häuser und vertrieben die verbliebenen 500.000 Einwohner aus der Stadt. (KNA, 1.8.2019)