Jetzt zu Beginn der Fastenzeit haben die meisten von uns viele gute Vorsätze. Die einen wollen sich mehr bewegen. Die anderen auf Kalorien verzichten und auf die schlanke Linie achten. Hier lässt eine Familie sieben Wochen das Auto stehen. Dort verzichtet eine jugendliche Clique bis Ostern konsequent auf das Handy.
Es gibt so viele gut gemeinte Versuche, unser Leben zu optimieren. Ich will all diese Vorsätze gar nicht kleinreden! Gerade der bewusste Verzicht auf von uns lieb gewordene Gewohnheiten kann uns ja die Augen öffnen und unser Leben bereichern. Wer aber beim Fasten dem Beispiel Jesu folgen will, um sich so auf Ostern vorzubereiten, den möchte ich erinnern, dass Jesus nicht als Gesundheitsapostel, nicht als Lifestyle- oder Wellness-Prophet daherkam. Ihm ging es um eine konsequente Umkehr zum Leben. Seine Botschaft war und ist radikal bis heute! Sie stellt unser ganzes Leben auf den Prüfstand. Aber seine Botschaft, die schenkt uns auch Leben – neues Leben. Vielleicht tun wir gut daran, wenn wir gerade jetzt in diesen Tagen der österlichen Bußzeit das wichtigste Gebot Jesu in den Mittelpunkt stellen: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben, und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Wenn Gottes- und Nächstenliebe von uns beherzigt wird in den vor uns liegenden Tagen, auf Ostern hin, dann ist unser Leben selbst mitten in der Fastenzeit ein Leben in Fülle. So wie es uns Jesus versprochen hat. Seine frohe Botschaft kann uns dabei helfen, mit all den Vorsätzen, die wir uns vorgenommen haben, hoffnungsvoll und frohgemut auf das Osterfest zuzugehen.
"Wenn ihr fastet", so sagt Jesus, "dann macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Du aber salbe dein Haupt, wasche dein Gesicht!"
Also – gehen wir voll Freude auf unserem Lebensweg weiter voran. Aber – gehen wir Gott entgegen. Jeden Tag aufs Neue.
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln