Magdeburger Bischof Feige kritisiert Springer-Chef Döpfner

"Primitiv, arrogant, gehässig"

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat die Aussagen von Springer-Chef Mathias Döpfner über Ostdeutsche kritisiert. Dennoch solle man das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland nicht schlechter reden als es ist.

Bischof Gerhard Feige / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Gerhard Feige / © Dominik Wolf ( KNA )

"Wie primitiv, arrogant oder gehässig muss jemand sein, der sich so äußert!", sagte Feige in einem am Dienstag veröffentlichten Interview des Portals katholisch.de.

Unlängst hatte die Wochenzeitung "Die Zeit" Chatnachrichten und E-Mails von Döpfner veröffentlicht. Darunter finden sich demnach Sätze wie: "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig."

Keine ernstzunehmende Kritik

Für ihn seien derartige Aussagen eher "ein Ausdruck der Geistes- oder Gemütslage des Verfassers als eine ernstzunehmende Kritik", sagte Feige. "Bedauerlicherweise reihen sich solche platten Sprüche in die gesellschaftliche Gesamtsituation ein, auch in den kirchlichen Bereich. Wie viel Schwarz-Weiß-Malerei gibt es doch zunehmend, wie viel Vorurteile und Klischees, Verschwörungsmythen und Falschmeldungen, Verdächtigungen und Unterstellungen, Hetze und Hass."

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE / © Kay Nietfeld (dpa)
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE / © Kay Nietfeld ( dpa )

Zugleich fügte Feige, der selbst aus dem Osten Deutschland stammt, hinzu: "Geärgert habe ich mich schon. Aber was soll's! Inzwischen empören sich viele über alles Mögliche, was sie als diskriminierend empfinden. Dabei stoßen sie – weil ihr Anliegen im Mainstream liegt – oftmals auf großes Verständnis."

Als ehemaliger DDR-Bürger hingegen müsse man in so einem Fall befürchten, schnell als "Jammer-Ossi" abgetan zu werden. "Was bringt es also, so eine Entgleisung zu beklagen?"

Einheit konstruktiver und gerechter gestalten

Das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland sei "in manchen Phasen schon ermutigender und hoffnungsvoller", so der Bischof weiter. "Man sollte es aber auch jetzt nicht schlechter reden als es ist." Immer noch wirkten Verwerfungen und Verwundungen aus der Zeit vor und nach 1990 nach, außerdem kämen ständig neue Herausforderungen hinzu.

"Zugleich ist es aber auch auf beeindruckende Weise gelungen, unerwartete Ab-, Um- und Aufbrüche in gangbare Bahnen zu lenken und weiterführende Lösungen zu finden." Feige weiter: "Auf jeden Fall bleibt es weiterhin eine dringliche Aufgabe, die Einheit Deutschlands noch konstruktiver und gerechter zu gestalten."

Diskriminierung von Christen in der DDR

Seit 1. Januar 2020 widmet sich ein interdisziplinäres Forschungsteam von vier Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen unter der Leitung von Prof. Dr. Christopher Spehr am Lehrstuhl für Kirchengeschichte der wissenschaftlichen Aufarbeitung von verfolgten Christinnen und Christen in der DDR. Ziel ist es, die Unterdrückungsmechanismen und Repressionsmaßnahmen in den 1960er-Jahren am Beispiel der Bausoldaten, Totalverweigerer und Jugendlichen im Widerstand gegen die Wehrerziehung mit Schwerpunkt Thüringer Raum zu erkunden.

Männerwallfahrt zum Kläschen Hagis im Kreise Worbis (DDR) mit dem Erfurter Bischof Hugo Aufderbeck, 1980 (KNA)
Männerwallfahrt zum Kläschen Hagis im Kreise Worbis (DDR) mit dem Erfurter Bischof Hugo Aufderbeck, 1980 / ( KNA )
Quelle:
KNA