Mahnungen von Politik und Kirche zum Erntedankfest

Abhängigkeit von der Natur

Zum Erntedankfest an diesem Sonntag haben Politiker und Kirchenvertreter einen sorgfältigeren Umgang mit Lebensmitteln und Natur angemahnt.

Erntedankfest in der Kirche St. Josef in Bonn (2017) / © Harald Oppitz (KNA)
Erntedankfest in der Kirche St. Josef in Bonn (2017) / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Deutsche Bauernverband erinnerte an den Dürresommer: Gute Ernten seien keine Selbstverständlichkeit.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln aufgerufen. "Wir brauchen eine Renaissance der Wertschätzung und Achtsamkeit für unsere Lebensmittel, in denen nicht nur viel Arbeit, sondern wertvolle Ressourcen stecken", schreibt Klöckner in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag". In Deutschland würden jährlich pro Kopf 55 Kilogramm Lebensmittel in den Müll geworfen, die noch genießbar sind - "weil wir zu viel gekauft oder weil wir keine Lust mehr darauf haben".

Dem Nachwuchs müsse schon früh ein Wissen über Landwirtschaft und Ernährung vermittelt werden. "So, wie wir uns in den vergangenen Jahrzehnten Generation für Generation darum bemüht haben, Umweltbewusstsein zu lernen und zu lehren, so müssen wir es auch mit der Landwirtschaft machen", schreibt die Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz weiter. "Wir müssen vermitteln, dass Technik auch in der Landwirtschaft für Sicherheit und Innovationen steht, für Modernität, die den Tieren und den Böden dienlich ist. Dass sie sogar für mehr Tierwohl sorgen kann - und für den Verbraucher sichere und hochwertige Produkte garantiert."

Erzbischof Burger: Wir beuten die Natur aus

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger plädierte dafür, nicht so weiterzumachen wie bisher. "Wir beuten die Natur aus, zerstören die ökologischen Systeme und tragen mit unserem unendlichen Energiebedarf zu einer Klimaveränderung bei, über deren Ausmaße wir uns viel zu wenig bewusst sind", sagte er im Freiburger Münster. Der Misereor-Bischof berichtete zudem von einem Bewässerungsprojekt im Hochland Äthiopiens, das "Fluchtursachenbekämpfung im besten Sinne" sei. So bewirtschafteten die Bauern dort "ein ergiebiges Land, das seine Früchte bringt".

Auch die Katholische Landvolk Bewegung rief dazu auf, sich zu vergegenwärtigen, "wie wertvoll Lebensmittel tatsächlich sind", und mit den "knappen Ressourcen wirklich sorgfältiger" umzugehen. Höhere Preise könnten das Bewusstsein des Verbrauchers durchaus stärken. "Wenn man dann sorgfältiger mit Nahrung umgeht und bewusster einkauft, ist es unterm Strich nicht teurer", erklärte der Diözesanreferent des Bistum Münster, Ulrich Oskamp, bei DOMRADIO.DE.

Rheinischer Präses: Erntedank viel mehr als nur Lebensmittel

Das Erntedankfest dreht sich nach den Worten des rheinischen Präses Manfred Rekowski nicht nur um Lebensmittel. Es gehe auch um die Lebensmitte und die vielen Grundlagen, die der Gesellschaft ein Gesicht gäben, "wie etwa Freiheit, Wohlstand, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit", sagte Rekowski am Sonntag im Erntedankgottesdienst im rheinland-pfälzischen Mehren. "Erntedank möchte unsere Augen mit einem aufmerksamen und dankbaren Blick auf die Schönheiten und guten Gaben des Lebens lenken."

Menschen in Deutschland könnten keinen dankbaren Blick einnehmen, obwohl es ihnen materiell nicht schlecht gehe, beklagte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche. "Viele Menschen in unserem Land fühlen sich bedroht von einer offenen Gesellschaft, und wenn sie nicht bereits in sozialer Not leben, dann ist ihre Weltsicht geprägt von Zukunftssorgen und Abstiegsängsten", erklärte Rekowski. Sie ahnten, dass das uneingeschränkte Wohlstandsversprechen nicht mehr uneingeschränkt für sie gelte.

Diese Unsicherheit wandle sich vielfach in Frustration, Wut und Hass. "Gesucht werden Sündenböcke und einige meinen genau zu wissen, wer die Mutter aller Probleme ist", sagte der rheinische Präses unter Hinweis auf Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der die Migration als "Mutter aller Probleme" bezeichnet hatte. Der Präses rief zu mehr Mitmenschlichkeit auf. "Grenzziehungen, Abschottungen und Hasskampagnen bringen uns dem Reich Gottes auf dieser Welt nicht näher." Gelebte Nächstenliebe befördere Licht und Helligkeit, "die uns zu glücklichen, zufriedenen und dann auch dankbaren Menschen werden lässt", betonte er.

Bundespräsident Steinmeier besucht Erntedankgottesdienst

Der Deutsche Bauernverband erinnerte zum Erntedankfest an die Abhängigkeit der Menschen von der Natur. "Gerade in diesem Dürrejahr muss man sich zum Erntedank wieder einmal bewusst machen, dass gute Ernten keine Selbstverständlichkeit sind. Jeder kann heutzutage fast zu jeder Tageszeit gute und preiswerte Lebensmittel kaufen", sagte Präsident Joachim Rukwied am Samstag. Deshalb solle man sich hin und wieder Gedanken darüber machen, wo diese eigentlich herkämen und wer die Grundlagen für das Leben produziert habe.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier feierte das Erntedankfest. Am Sonntagmorgen besuchte er den Erntedankgottesdienst in der evangelischen Dorfkirche Lübars in Berlin.

 

Quelle:
epd , KNA