Bis Mitte Mai wird ein Expertenteam dafür gut 2.000 Seiten an einer Hochleistungsmaschine einscannen, wie die Museumsleitung am Montag in Mainz mitteilte.
"Gutenberg schuf mit seinem Erfindergeist und Handwerk einen Medienwandel", sagte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) mit Blick auf den wohl berühmtesten Mainzer Erfinder. "Mit der Digitalisierung dieser Bibelseiten machen wir Mainzer Drucke, wie es die Gutenberg-Bibeln sind, weltweit einsehbar."
Die beiden Bücher mit drei der einstmals vier erhaltenen Bände sind trotz ihres hohen Alters in einem sehr guten Zustand. Sie entstammen der Auflage 1453/54, als insgesamt 180 Exemplare im neuen Verfahren mit beweglichen Lettern hergestellt wurden. Zuvor mussten Bücher stets von Hand vervielfältigt werden.
"Wir achten bei der Digitalisierung auf einen schonenden Umgang", erklärte Dorothea Müller, Chefrestauratorin des Mainzer Gutenberg-Museums. So dürften die Bücher zum Beispiel nicht komplett aufgeschlagen werden. Müller arbeitet mit ihrem Team mit der Microbox GmbH aus dem hessischen Bad Nauheim zusammen. "Die Arbeit mit diesen Bibeln erfolgt unter Laborbedingungen, so werden einige Seiten am Tag digitalisiert", berichtete Geschäftsführer Stephan Welp.
Er übernimmt die Kosten für das Projekt, allein die Hochleistungsmaschine für das berührungsfreie Digitalisierungsverfahren habe einen Wert von mehr als 100.000 Euro. "Die Beleuchtung beim Scannen entspricht zu mehr als 95 Prozent dem natürlichen Sonnenlicht", sagte Welp.
Nur Museumsbeschäftigte dürfen die beiden Mainzer Bibeln berühren
Aus Versicherungsgründen dürfen jedoch allein Museumsbeschäftigte die beiden Mainzer Bibeln berühren. Es sind zwei von weltweit insgesamt 49 noch erhaltenen Büchern. Die meisten von diesen seien allerdings dem breiten Publikum nicht zugängig, das mache diese Werke so bedeutend, erklären die Mainzer Experten.
Die beiden Bibeln werden bislang in einem begehbaren Tresor präsentiert. Am 19. Mai hat das im Jahr 1900 von Bürgern gegründete Gutenberg-Museum in der heutigen Gestalt letztmals geöffnet, danach wird die Einrichtung im Naturhistorischen Museum vorübergehend zu Gast sein.
Die kostbaren Bibeln sollen in der digitalisierten Form auch während der Bauphase zu erfahren sein. Über das "Gutenberg Capture" der Universität Mainz und das Kulturportal Rheinland-Pfalz sollen die Bibeln nach der Digitalisierung präsentiert werden, wie Museumsdirektor Ulf Sölter betonte. "Wir tragen die Verantwortung, das Erbe Gutenbergs auch für nachfolgende Generationen zu bewahren." Die Bücher seien Wegbereiter für ein neues Medienzeitalter gewesen und daher sei es logisch, mit ihnen auch die Digitalisierungskampagne des Museums zu starten.