Seit langem schon seien sie vorbereitet auf die Ankunft des Papstes. Man spürt Erzbischof Charles Scicluna die Freude darüber an, dass Franziskus nun endlich kommt.
Vor zwei Jahren musste der päpstliche Malta-Besuch pandemiebedingt ausfallen. Am Wochenende wird er nun nachgeholt. Als Trostpflaster ist aus der Tagesreise eine zweitägige geworden. Mittendrin Erzbischof Scicluna.
Vertrauter von Papst Franziskus
Der gebürtige Kanadier mit maltesischen Wurzeln ist ein Vertrauter von Papst Franziskus. Am 15. Mai 1959 in Toronto geboren, zog er bereits als Baby mit seinen Eltern zurück in die maltesische Heimat, wo er Philosophie und Theologie studierte. 1986 wurde er zum Priester geweiht. Seine kirchenrechtliche Dissertation an der Päpstlichen Universität Gregoriana widmete er der Frage der Ehe-Definition. Den Rechtsfragen blieb er treu, zunächst am Metropolitangericht in Malta, später am obersten Vatikangericht und in der Glaubensbehörde.
Dort befasste sich der 62-Jährige ab 2002 als eine Art Strafverfolger mit den sogenannten schwerwiegenden Delikten (delicta graviora). Dazu gehört vorrangig sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch Priester.
Als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation beauftragte Kardinal Joseph Ratzinger Scicluna Anfang 2005 zudem mit der Untersuchung von Vorwürfen gegen den Gründer der "Legionäre Christi", Pater Marcial Maciel (1920-2008). In dieser Zeit war Scicluna auch maßgeblich an der Formulierung allgemeiner Richtlinien in der Missbrauchsaufklärung beteiligt.
2012 wurde der Pastoraltheologe und Kirchenrechtler Weihbischof auf Malta. Drei Jahre später ernannte ihn Papst Franziskus zum Erzbischof der Insel-Diözese. Da Franziskus ihn aber zugleich als ausgewiesenen Experten an der Kurie haben will, steht ihm auf Malta zur Entlastung ein Weihbischof zur Seite. Seit 2015 leitet Scicluna zusätzlich ein Komitee für Berufungsverfahren in Missbrauchsfällen an der Glaubensbehörde.
Untersuchung der gravierenden Missbrauchsvorwürfe in Chile
2018 kam der bislang größte Einsatz des päpstlichen Aufklärers. Franziskus beauftragte ihn mit einer detaillierten Untersuchung der gravierenden Missbrauchsvorwürfe in Chile. Nach offenbar gründlicher Arbeit vor Ort brachte der Jurist dem Papst 2.300 Seiten über ein ganzes System von Missbrauch mit. Damit musste auch Franziskus bekennen, dass er das Problem auf seinem Heimatkontinent zuvor ungenügend bis falsch eingeschätzt hatte.
Im gleichen Jahr ernannte Franziskus Scicluna zum beigeordneten Sekretär der Glaubensbehörde. Dass er gleichzeitig jenem Gremium angehört, das über Einsprüche gegen Entscheide der Behörde befinden soll, dürfte ihn teilweise in Interessenkonflikte bringen. Und dass er weiter Erzbischof von Malta ist, schränkt ihn ein. Manche sagen, er könnte in Kürze die Leitung der Disziplinarabteilung in der Glaubensbehörde übernehmen.
Er ist nicht der einzige Malteser, der in den vergangenen Jahren nahe an Franziskus' Seite steht und auch beim Malta-Besuch dabei sein wird. Der nur wenige Jahre ältere Leiter des Synodensekretariats, Mario Grech, ist ebenfalls Insulaner. Quasi gemeinsam veröffentlichten die beiden 2017 Leitlinien der maltesischen Kirche zur Kommunionzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen. Auf den beiden Maltesern ruht viel Vertrauen des Papstes.
Zumal Scicluna auch in einem weiteren Punkt für Franziskus eine wichtige Rolle spielt. Der Erzbischof hat eine klare Position in der für Malta schwierigen Flüchtlingsfrage. Leben zu retten, sei ein "moralischer Imperativ", der nicht verhandelbar sei oder abgelehnt werden könne. Es gehe darum, ob man ein Herz für Bürger und Fremde gleichermaßen habe oder aber "überhaupt kein Herz". Malta dürfe bei diesem Test nicht scheitern.
Scicluna betonte mehrfach, die EU müsse mehr für die Unterstützung armer Staaten und ihrer Bürger tun. Zugleich werde von den Maltesern verlangt, sich "als Teil einer einzigen Familie zu begreifen und einander zu unterstützen". So zeigte er sich auch immer wieder solidarisch mit privaten Seenotrettern. Die Menschlichkeit der eigenen Gesellschaft hänge davon ab, ob sie in Migranten in Not ihre "Brüder und Schwestern" erkenne. Die Kirche werde für sie weiter Ressourcen zur Verfügung stellen, so der Erzbischof.
Und mit Blick auf den bevorstehenden Papstbesuch betonte er noch einmal die Herkunft des Namens "Malta". Er stamme von einer Vorform "mala" - "sicherer Hafen".