DOMRADIO.DE: Warum ist das so ein schöner, besonderer Moment für Sie?
Anne Segbers (Diözesanverband Köln der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg): Ich finde, das Schöne daran ist, dass das Friedenslicht unheimlich wichtig für ganz viele Menschen ist: für Kinder, Jugendliche, für Leiterinnen und Leiter, die sich auf den beschwerlichen Weg machen, sonntags nachmittags hierher zu kommen und dieses kleine Licht hier abzuholen und wirklich das Original aus Bethlehem zu haben. Ich finde es ganz spannend, dass man das die letzten Tage verfolgen konnte, wie das hier hingekommen ist und alle sich total freuen, dieses kleine Licht mitzunehmen.
DOMRADIO.DE: Welche Idee steckt hinter dem Friedenslicht?
Segbers: Das Friedenslicht ist tatsächlich eine Idee vom österreichischen Rundfunk, also vom ORF, die das schon seit 1986 machen. Das Licht wird immer in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem von einem Kind angezündet. Jedes Jahr ist das ein anderes Kind. Von da wird es dann nach Wien transportiert und an alle Menschen als Symbol für den Frieden verteilt.
DOMRADIO.DE: Wie läuft dieser Transport ab?
Segbers: Das ist gar nicht so einfach. Das Licht kommt im Flugzeug von Israel nach Wien und muss dabei natürlich in einem speziellen Behälter transportiert werden, damit man ein Feuer mit im Flugzeug nehmen darf. Und von Wien aus geht es dann mit dem Zug weiter nach Köln und auch in die anderen Bistümer in Deutschland.
Ich habe gehört, dass es heute tatsächlich Probleme gibt. Es sind Züge ausgefallen. Man muss dann auch in der Bahn das Licht besonders verpacken. Bei der Bahn muss man vorher anmelden, dass man ein offenes Feuer mitnimmt. Wenn Züge ausfallen, die dafür eingeplant waren, ist das gar nicht so einfach. Ich habe eben gelesen, in Bremen und Hamburg kommt es wohl erst mit einer Stunde Verspätung an.
DOMRADIO.DE: Das heißt, da sitzen dann Pfadfinder irgendwo auf einem Gleis mit dem Licht, und alle fragen sich: Was machen die da?
Segbers: Das kann gut sein. Unser Zug ist schon da. Wir sind auf jeden Fall sicher. Aber das wird wohl so sein, dass die wahrscheinlich irgendwo warten auf einen anderen Zug.
DOMRADIO.DE: Das Motto in diesem Jahr lautet: "Mut zum Frieden". Warum brauchen wir denn Mut für Frieden? Sollte Frieden nicht eigentlich der Normalzustand sein?
Segbers: Das wäre natürlich schön, aber wir alle wissen ja, dass es nicht so ist. Das Schöne an dem Friedenslicht ist ja, dass es ein Symbol für alle ist. Es ist ein Anreiz nicht nur für Politikerinnen und Politiker, die sich irgendwie für den Weltfrieden einsetzen sollten, sondern auch für Kinder und Jugendliche, die sich jetzt gleich das Licht mit nach Hause nehmen.
Ich glaube schon, dass sie manchmal Mut brauchen, um zum Beispiel gegen Mobbing anzugehen oder gegen irgendwelche anderen Sachen, wo in ihrer Welt Unfrieden herrscht. Da wollen wir natürlich darauf hinweisen, dass jeder einen kleinen Beitrag leisten und mutig für Frieden eintreten kann. Man muss kein Superheld und keine Superheldin dafür sein, sondern jeder kann mutig für den Frieden eintreten. Das wird auch im Gottesdienst ein Thema sein.
DOMRADIO.DE: Welchen Beitrag kann das Friedenslicht liefern für den Frieden in der Welt?
Segbers: Es ist ein starkes Symbol. Es wird in sehr viele Länder verteilt. Der Ring Deutscher Pfadfinderinnen und Pfadfinder wird das Friedenslicht nächste Woche auch in alle Bundesministerien bringen. Da sind es oft die Ministerinnen und Minister selbst, die das entgegennehmen und an die Botschaft des Lichtes erinnert werden. Da wird noch ganz klar gesagt, was wir uns vorstellen und wünschen. Das Licht ist auch im Kleinen für jeden zu Hause, dem es ein kleines bisschen Frieden bringen kann. Das ist ja auch wichtig.