Tja, als ich sagte, das Ostereiersuchen könnten wir doch dieses Jahr sicher sein lassen, gab es zwar vielseitige Zustimmung. Aber auch einseitigen höchsten Protest. "NEIN!" schrie der Kleine so laut von links in mein Ohr, dass das eine Weile klingelte. "Aber sonst wolle doch nicht mehr klein sein?", versuche ich es zaghaft. Zwecklos. Ostereiersuchen müsse sein.
Etwas hilflos schaue ich in die Runde. Die Große hebt die Schultern. Meinem Mann steht das Nein nicht nur in den Augen. Er sagt auch laut und deutlich: "Nein!" Diese Zeit sei vorbei. Endgültig. Ich kann es ihm nicht verdenken. Schließlich hatte er immer den Job, eine Stunde früher aus dem Bett zu klettern und bei Wind und Wetter, und ja, und auch bei Schnee, die Eier zu verstecken.
Die er übrigens immer vorher gezählt hat. Aber sich die Zahl nie merken konnte. Und naturfarben gefärbte Ostereier sind nun mal der beste Mimikri. Jedes Jahr haben wir bis in den Herbst alte Ostereier gefunden. Einmal sogar im Frühjahr noch. Ich warte nur noch auf das Osterfrühstück, bei dem ich ein Ei vom Vorjahr beiße. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich hatte unterdessen den viel leichteren Job, die Kinder in meinem Bett zu beschäftigen. Damit niemand im Garten den Papa sah. Der sich als Osterhase abmühte.
Jetzt sitze ich zwischen den Fronten. Dem Kleinen ist es ernst. Meinem Mann auch. Da fällt mir ein, wie sehr ich die Osterspaziergänge mit meinem Opa und der jedes Jahr wachsenden Enkelschar an Ostermontag geliebt habe. Den Zauberspaziergang. Der lehmgelbe Waldweg war blitzeblank, rechts und links nur gesäumt von Farnen und Sträuchern. Wie immer. Aber plötzlich blinkte und blitzte es dann gelb, rot, grün, blau, lugten überall kleine, staniolverpackte Schokoladeneier hervor. Komisch, der Opa wusste immer GENAU wusste, wo wir suchen mussten. Sicher kann er zaubern, dachte ich.
Aber auch als ich das nicht mehr dachte, liebte ich diese Spaziergänge. An dieser Stelle in meiner Erinnerung wusste ich: es wird auch dieses Jahr Ostereier im Garten geben.
Ich kann ja auch mal früh raus. Mein Mann kann ja solange mit dem Kleinen den Osterfrühstückstisch decken.