"Wenn wir mit den normalen Methoden nicht weiter kommen“, analysiert Becker Huberti, "gibt es doch zumindest irgendwo im Hinterkopf den Gedanken, du könntest es doch mal mit dieser oder jener Methode versuchen, die eigentlich magisch ist, aber wenn es hilft, ist es doch gerechtfertigt.“ Aberglaube ist allgegenwärtig, in fast jeder Zeitung finden sich Horoskope, in vielen Autos hängen Christophorus-Plaketten oder Glücksbringer, schließlich soll auch die weiße Kreide, mit der die Sternsinger C+M+B plus Jahreszahl vor die Haustüre schreiben, böse Geister vertreiben. "Weiß ist die Farbe der Geister“, erklärt Becker-Huberti, "wenn die Geister auf weiße Farbe stoßen, halten sie es für ungefährlich, entpuppt es sich aber als etwas geweihtes, wie die geweihte weiße Kreide der Sternsinger, dann müssen sie weichen.“
Becker-Hubertis Buch ist alles andere als eine Kampfschrift gegen den Aberglauben, im Gegenteil, er rehabilitiert den als Unsinn diffamierten sogenannten falschen Glauben. "Aberglaube wird nicht von denen definiert, die abergläubisch sind“, sagt Becker-Huberti, „es gibt keine Konfession mit dem Namen Aberglauben, sondern das, was Aberglaube ist, definieren immer die Gegner, indem sie höhnisch rufen: Das ist aber Aberglauben“. Ist es nun aber unvernünftig oder abergläubisch zum Beispiel eine Kerze im Kölner Dom anzuzünden, wenn man vor einer schweren Prüfung steht – oder für die Genesung eines kranken Angehörigen bittet? Nein, sagt Becker-Huberti, die Kerze habe ihren auch theologisch gerechtfertigten Platz im Glauben. Man dürfe sie zwar nicht als Garant für die Erfüllung seiner Wünsche sehen – und die Wünsche mit der Kerze bei Gott einklagen. "Die Kerze ist aber mein heißer Stellvertreter“, sagt Becker-Huberti, "sie steht für mich da, und sie tut das, was ein Christ tun soll. Er soll den anderen Licht und Wärme spenden, und soll sich verbrauchen im Dienst für den anderen. Das ist dann kein Aberglaube, sondern religiös gedeutet".