Er lernte früh, sich durchzuboxen. Issur Danielowitsch Demsky, geboren am 9. Dezember 1916 im Nordosten der USA, Sohn jüdisch-russischer Einwanderer, hatte in seiner Kindheit alles andere als einen leichten Stand. "Man ließ mich in meiner Heimatstadt Amsterdam im US-Bundesstaat New York nicht mal Zeitungen austragen", erinnerte er sich Jahrzehnte später in einem "Spiegel"-Interview. Juden wurden ausgegrenzt, vor allem, wenn sie arm waren. Sein Studium verdiente sich der Spross eines Lumpensammlers mit Gärtner- und Hausmeisterjobs an seiner Uni - wo er sich auch einen Namen als Ringer machte.
Nichts deutete damals auf jene Weltkarriere hin, die der junge Mann wenig später als Kirk Douglas in Angriff nahm. Sein erster Film kam 1946 in die Kinos; die lange Liste reichte bis ins Jahr 2008. Noch bei der Verleihung der Golden Globe Awards 2018 trat er als Präsentator in Erscheinung. Am Mittwoch ist "das berühmteste Kinn Hollywoods" im biblischen Alter von 103 Jahren verstorben, wie sein Sohn Michael in den Sozialen Medien mitteilte.
Kassenschlager und Sandalenfilme
Kirk Douglas' Oeuvre umfasst Kassenschlager wie den Sandalenfilm "Die Fahrten des Odysseus" von 1954. Brillante Charakterstudien, beispielsweise über den Maler Vincent van Gogh und sein "Leben in Leidenschaft" (1956). Kleinere Perlen wie etwa "Die Totenliste", in der Douglas 1963 gleich vier Charaktere darstellte, stehen neben Flops wie die Western-Komödie "Kaktus Jack" (1979) mit einem gewissen Arnold Schwarzenegger.
Dazu gesellten sich vor allem von den 50er bis in die 70er Jahre "echte" Western: von "Zwei rechnen ab" (1957) über "El Perdido" (1961) bis hin zu "Männer des Gesetzes" (1975). Einen ewigen Platz in der Bestenliste der Filmgeschichte dürfte Douglas jedoch der Monumentalfilm "Spartacus" über den gleichnamigen Anführer eines Sklavenaufstands im antiken Rom sichern. Douglas übernahm nicht nur die Hauptrolle, sondern war gleichzeitig auch Produzent.
Während der Kommunistenjagd im Amerika der 50er Jahre bewies er Rückgrat. Er verpflichtete den auf der Schwarzen Liste stehenden Drehbuchautor Dalton Trumbo - und bestand darauf, den Namen im Abspann laufen zu lassen. Douglas war ein "Mann der Tat", wie Filmwissenschaftlerin Felicitas Kleiner sagt - und das eben nicht nur auf der Leinwand.
"Dass er Mut und Entschlossenheit verkörpert, hängt nicht nur mit seinen vielen Heldenrollen zusammen, sondern auch mit seinem Arbeitsethos als Schauspieler", sagt die Redakteurin des Portals filmdienst.de. Douglas ließ sich nicht vereinnahmen, weder von Studiobossen noch von Politikern. Kampfgeist und Ehrgeiz - beides mag auch der Botschaft seiner Mutter Bryna geschuldet sein. "Als Jude wirst du immer doppelt gut sein müssen, um im Leben voranzukommen", hatte die ihrem einzigen Sohn gesagt.
Auseinandersetzung mit seinen jüdischen Wurzeln
Die Auseinandersetzung mit seinen jüdischen Wurzeln bezeichnete Douglas einmal als ein Lebensthema - skurrile Momente mit eingeschlossen. Im "Spiegel"-Interview erinnerte sich der Schauspieler 2001 an eine Begegnung mit seinem Kollegen Lex Barker in den späten 1940er Jahren. Barker hatte zuvor in dem Film "Im Kreuzfeuer" mitgespielt, der Antisemitismus anprangerte. "Lex hat den Film wohl nicht verstanden. Denn als er mich kurz darauf in seinen Tennisclub einlud, sagte er: 'Dort sind zum Glück nur wenige Juden zugelassen.'" Barker sei "knallrot" angelaufen, als Douglas ihn über seine eigene Herkunft in Kenntnis setzte.
"Wenn jemand Antisemit ist, hat er ein Problem - nicht ich", schloss Douglas. "Das jüdische Volk existiert seit ungefähr 3.000 Jahren, und im Großen und Ganzen hat es seine Sache gut gemacht."
Seine Sache ziemlich gut gemacht hat wohl auch der letzte Hollywood-Gigant. 2003 kam es mit "Es bleibt in der Familie" sogar zu einem gemeinsamen Auftritt von Kirk Douglas mit seinem Sohn Michael, mit dem ihn ein nicht immer einfaches Verhältnis verband. Auch Enkel Cameron war mit von der Partie. Zu neuen Kino-Produktionen unterhielt der alte Douglas zuletzt ein zwiespältiges Verhältnis. Früher seien Charaktere und Geschichte wichtiger als die Technik gewesen, sagte er einmal. Heute zerstöre der "ganze digitale Schnickschnack" oft jede Schauspielarbeit.