Amazon sei eben der größte online-Versandhändler und das bringe die Verlage in eine Zwickmühle, sagt Herder: „Die Verlage wollen diesem enorm wachsenden Händler ihre Ware ja nicht vorenthalten. Auf der anderen Seite sehen sie sehr wohl, dass Amazon ihre anderen Buchhandelspartner in Schwierigkeiten bringt“. Jetzt seien die großen Konzerne in der Pflicht, auch ordnungspolitisch aktiv zu sein. Die kleineren Verlage müssten da auch zusehen, dass sie den Markt zwischen sich und dem Handel und zwischen sich und Amazon aufteilen.
Manuel Herder sieht die Diskussionen um den Monopolisten Amazon im Gesamtzusammenhang des sich ändernden Buchmarktes. Auf die Frage, wie er sich auch als Verleger von Amazon unter Druck gesetzt fühlt, sagt er: "Verlage verkaufen ihre Bücher an Buchhändler. Da wir einen gebundenen Ladenpreis haben, kann der Buchhändler seine Marge insbesondere dadurch verbessern, indem er mit den Verlagen besondere Konditionen aushandelt. Das ist so neu nicht". Und wenn Amazon jetzt die Auslieferung von Buchtiteln bestimmter Verlage herauszögere, könne der Käufer doch einfach zu anderen ebenso professionell arbeitende Online-Händlern wechseln – oder das Buch im Buchladen an der Ecke bestellen. "Dann haben sie ihr Buch auch am nächsten Tag“, sagt Herder.
In der sechsten Generation leitet Manuel Herder den 1801 gegründeten Herder Verlag. Trotz des sich ändernden Buchmarktes glaubt er nicht, dass das auf Papier gedruckte Buch verschwindet. "In einer Universitätsbibliothek habe ich Studenten beobachtet. Auf den Tischen lagen nebeneinander ein Laptop, das Smartphone aber auch das gedruckte Buch. Als Verlage müssen wir die Datenträger mit unseren Produkten vernetzen und als Anwalt der Autoren und Dienstleister der Leser arbeiten".
