Der Titel bleibt der gleiche, das Format wechselt. Die Video-Reihe "Frings fragt" geht als wöchentlicher Podcast rund um die Bundestagswahl 2025 weiter mit Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern aus Politik, Gesellschaft und Religion.
In der ersten Folge spricht die ehemalige Geschäftsführerin der Piratenpartei Deutschlands, Marina Weisband, über die Gefahren, die sie in den gegenwärtigen politischen Debatten in der Bundesrepublik sieht: "Die Tendenz, die ich jetzt in Deutschland beobachte, ist, dass es hier im Prinzip Menschen gibt, die selbstverständlicher sind als andere. Dass es Menschen gibt, die mehr Rechte haben als andere. Und in dieser Logik ist es egal, ob man sie auf Jüdinnen und Juden anwendet oder auf Muslime oder auf Queere oder auf Immigranten oder auf Behinderte. Sie ist immer die unterliegende Logik eines möglichen Faschismus, weil sie Menschen Menschlichkeit abspricht."
Merz und die AfD
Marc Frings sprach mit der Diplompsychologin an dem Tag (29. Januar 2025), als die Union im Bundestag erstmals mit den Stimmen der AfD einen Antrag zur Migration durchsetze. Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken erinnerte in dem Gespräch daran, dass 2021 Marina Weisband bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag eine Rede gehalten hatte.
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Doch diese Art der Gedenkveranstaltungen sieht die Jüdin Weisband nicht unkritisch, da es nach wie vor vielen schwer fiele, sich mit der deutschen Nazi-Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dabei gehe es nicht darum, Schuld zu empfinden: "Man hat nicht gelernt, was der Kern des Verbrechens war. Der Kern des Verbrechens ist, Menschen in gute, wünschenswerte und schlechte, unwünschenswerte Menschen zu unterteilen. Diese Botschaft scheint nicht angekommen."
Die Verantwortung der Medien
In dem rund 30-minütigen Podcast sprach die in der Ukraine geborene Marina Weisband auch über die Verantwortung der Medien und falsch laufende Debatten rund um das Thema Migration. "Die Immigranten sollen schuld sein. Man schiebt also Verantwortung weg, dass man nicht genug in Infrastruktur investiert hat, dass es gesellschaftliche Ungerechtigkeiten gibt und man sucht sich einen Sündenbock. Und dieser Sündenbock sind die Immigranten. Und das ist keine ehrliche Debatte."
Doch wie kann nun die Demokratie gestärkt und gegen Faschismus gekämpft werden? Im Podcast spricht die Expertin für digitale Partizipation und Bildung über ihr Projekt "Aula". Das Konzept zur politischen Bildung und liquid-demokratischen Beteiligung will Jugendlichen vor allem klar machen, dass sie wichtig sind und teilhaben können an der Gesellschaft. "Der Kern der Demokratie ist das Selbstverständnis, dass ich nicht Besucher oder Opfer oder Konsument bin. Ich bin Gestalter dieser Gesellschaft. Ich bin verantwortlich für mich und meinen Nächsten." Sie hofft, dass mit Blick auf die Zukunft wir "wieder mutig genug sind, unseren eigenen Augen zu trauen und unseren eigenen Verstand zu benutzen und einander zuzuhören."
In der nächsten Podcast-Folge von "Frings fragt" ist der Publizist und Journalist Albrecht von Lucke zu Gast.